Phil Rudd definiert als Drummer von AC/DC den Power-Rock-Groove schlechthin, und wer das einmal live erlebt hat und behauptet, nach den ersten Takten der Drums nicht zum Headbanger mutiert zu sein, ist entweder taub oder lügt. Phil Rudds schnörkelloses Spiel hat enormen Drive und diesen unglaublichen Punch, der das Material (und das Publikum) extrem fordert. Seit Jahr und Tag spielt dieser Ausnahmeschlagzeuger Sonor Drums, und er ist mit einer Zusammenarbeit von mehr als 30 Jahren Dauer offensichtlich einer der loyalsten Endorser des deutschen Unternehmens. Und nun ist sie endlich erhältlich, die schon lange fällige Sonor Phil Rudd Signature Snaredrum.
Konstruktion & Verarbeitung
Die Basis dieser Snaredrum ist ein einwandfrei verlöteter Messingkessel in der Dimension 14" x 5". Die Wandstärke liegt bei ca. 1,2 mm, und das Teil wiegt inklusive der soliden Guss-Spannreifen fast 5 kg. Der Chrom des „Phil Rudd“-Modells ist auf der Außenseite spiegelblank und weist innen ein leicht gebürstetes Finish auf. Die Snaredrum besitzt auf beiden Seiten einen ca. 8 mm schmalen, umgebogenen Rand, der eine deutlich runde und damit satte Auflagekante für Schlag- und Resonanzfell bildet. Beide Kanten sind plan und exakt parallel gesetzt. Ein insgesamt ca. 13 cm breites Snarebed wurde jeweils zwischen zwei Spannböckchen platziert. Der Verlauf zum tiefsten Bereich ist recht steil, so dass sich ein ca. 10 breiter Bereich mit der maximalen Tiefe von ca. 2,7 mm ergibt.
Die Form der Auflagekante wird hier kaum breiter. An der schlichten, einseitig regulierbaren Snareteppich-Abhebung ist ein Snareteppich mit zwanzig Spiralen mittels Schnur befestigt. Zehn Einzelspannböckchen der Sonor „Delite“-Serie nehmen die sauber laufenden Stimmschrauben mit Vierkantkopf auf. Diese sind mit Kunststoff-Unterlegscheiben ausgestattet und fallen ziemlich lang aus. Das ist gut für die Stimmstabilität, besonders in Kombination mit dem „Tune Safe“-System, doch bei extrem hoher Stimmung ist nicht mehr viel Platz in den Stimmböckchen bis die Schrauben von Schlag- und Resonanzfell aneinander stoßen.
Mit 5 mm weniger an Schraubenlänge wäre auch dieses Thema Geschichte. Insgesamt ist die Phil Rudd Signature Snaredrum eine schlichte, schöne Konstruktion, die dem Wesen des Endorsers und seiner Klangvorstellung entspricht, in der Ausführung den hohen Standard von Sonor erreicht und sich durch ein zweites Typenschild in Form des alten Sonor-Signature-Labels als „Phil Rudd“ Signature Snaredrum (nebst Seriennummer) ausweist.
Sound
Die Remo UT-Felle Made in China sind nicht gerade das, was der Meister selbst verwendet, doch sein Signature-Snaredrum-Modell liefert auch in dieser Ausstattung einen brauchbaren Klang. Dabei profitiert das Instrument vom kräftigen, knackigen Attack und ordentlichem „Bauch“ des Kesselsounds. Selbst in einer höheren Stimmung wirkt die Snaredrum nicht „klängig“, denn sie liefert zum transparenten und nicht zu scharfen Attack mit ausgezeichneter Projektion ein kurzes, sehr sauber ausschwingendes Sustain. Trotz der geringen Kesseltiefe bleibt für die Snaredrum auch in dieser Stimmung noch genügend Body übrig, so dass sie insgesamt fetter klingt, als man es erwartet, was sicherlich auch auf die deutlich verrundete Gratung des Messingkessels zurückzuführen ist.
Der sauber auf dem Resonanzfell aufliegende Snareteppich lässt sich hier passend auf die jeweilige Stimmung einstellen. So lässt sich die Trommel auch mit etwas zusätzlicher Dämpfung und eher moderater Stimmung auf einen soliden Popsound mit filigraner Ansprache einstimmen. Schön, aber will man das von diesem Instrument wirklich? Was wir wollen, ist der brachiale AC/DC-Sound mit knackigem Attack und einem extremen Punch. Dafür setzten wir dann wie der Meister selbst mal auf das Evans „EC Reverse Dot“ Snaredrum-Fell, stimmen die Trommel etwas höher und nutzen ein Moongel Pad als Zusatzdämpfung.
Dann muss man nur noch kräftig reinhalten – und zwar wie ein Schmied (denn der lässt halt geschickt locker im Moment des Aufpralls seines Schmiedewerkzeugs auf dem Eisen!), und schon hat man diesen hammermäßigen Snaredrum-Sound. Da darf der Snareteppich dann auch mal etwas straffer gespannt werden, denn es geht ja nicht um jazzige Rolls, sondern „den“ Backbeat. Und zudem erfreut es, dass die Snaredrum auch bei dieser Spielart nicht anfängt zu komprimieren.
Fazit
Mit der Phil Rudd Signature Snaredrum bietet Sonor das zweite Instrument an, das einem langjährigen Sonor-Endorser gewidmet wurde. Hört man sich klassische AC/DC-Recordings an, so wird man diesen Punch der Snaredrum sicherlich eher einem 6,5" tiefen Modell zuschreiben, doch Phil Rudd ist nun mal eben Fan einer 5" tiefen Snaredrum mit Messingkessel. Und genau dies hat Sonor hier mit einem 1,2 mm starken Kessel realisiert und damit die Voraussetzungen für diesen satten Klang mit enormer Projektion im Attack geschaffen.
Die Ausstattung mit Remo UT-Fellen ist eine brauchbare Basis. Sie zeigen aber auch, dass in dieser Snaredrum noch weitere Klangoptionen stecken. Und ein echter AC/DC-Fan wird dieses sehr gut verarbeitete Instrument wohl eher zur originalen Phil-Rudd-Ausstattung umrüsten und sich dann am perfekten Klang des Vorbilds erfreuen können. Der Weg zum Fachhändler für einen individuellen Soundcheck dieses im wahren Wortsinne preiswerten Instruments ist jedenfalls ohne jede Einschränkung zu empfehlen.
Profil
Hersteller: Sonor
Herkunftsland: Deutschland
Serie/Modell: Phil Rudd Signature Snaredrum
Größe: 14" x 5"
Bauweise: 1,2 mm Messing, verlötet, verchromt
Kessel-Hardware: verchromt, zehn Einzelspannböckchen pro Fellseite, Guss-Spannreifen, Vierkantkopf-Stimmschrauben mit Kunststoff-Unterlegscheiben, Snareteppich: 20 Spiralen, einseitig einstellbare Snareteppich-Abhebung
Felle: Sonor by Remo (Made in China) Ambassador UT coated/Ambassador UT Snare
Vertrieb: Sonor
Internet:www.sonor.com
Preis: ca. € 333,–