Groove-Workshop

Charlie Watts Drum-Groove: Rain Fall Down

Charlie Watts hat sich mal wieder selbst gespielt: Zurückgelehnt und völlig relaxed hat er in seiner unverkennbar intuitiven Art mit seinen Sticks so zugelangt, dass die Drums wie aus einem Guss kommen und wie ein treibender Fluss dahinfahren.

| Tom Schäfer

Keine Schnörkel, keine Extras: Charlies Groove pur ist hier zu hören, und wenn auch die Architektur unspektakulär erscheint, so ist der Drumtrack von einer unglaublichen Spannung geprägt, die sich scheinbar in den letzten 50 Jahren der Stones-Ära aufgeladen hat.

„Rain Fall Down“ ist eine Single des am 6. September 2005 erschienenen Albums „A Bigger Bang“. Und das 24. Stones-Album (mit Original-Material, exklusive also der zahllosen Sampler, Compilations, Anthologien etc.) klingt mehr denn je pur nach „Stones“, weil es ein Album ohne große Gastauftritte ist, ein Album, das nicht die üblich verdächtige „Hit-Spürnase“ vorne weg trägt, und keinen Trends verpflichtet ist außer einem: dem eigenen Trademark gerecht zu werden – laid back rock’n’roll!

Hört man sich „Rain Fall Down“ an, so sieht man regelrecht die tänzerischen Hi-Hat-Schlampigkeiten Charlies. Und gerade das macht diesen Groove so großartig! Gestützt von einem leichten Drumloop und einer Tamburin-Linie (Percussion: Lenny Castro, Mick Jagger) lässt dieser Beat einem die Gänsehaut über den Rücken fahren. Er ist mit einer solchen Selbstverständlichkeit gespielt, dass er wie ein Selbstbildnis klingt.

Beispiel 1 zeigt die Basis-Notation des Grooves. Das Augenmerk liegt hier auf den Open-Hi-Hats („1und“ sowie „3und“) sowie der in Sechzehntel-Noten geführten Hi-Hat auf „2a“ und „4a“ zusammen mit der Bassdrum. Beispiel 2 zeigt die Linie des dreckig klingenden Tamburins sowie den untergelegten, leichten Drumloop. Dieser arbeitet mit zwei alternierenden Hi-Hat-Sounds: zischig matt („1und“, „3und“) oder hell („2und“, „4und“).

Um Charlies Attitüde etwas mehr auf die Schliche zu kommen, muss man sehr genau seiner Hi-Hat-Spielweise zuhören. Bei diesem Song arbeitet er keineswegs mit sturem binärem 1/8-Feel, so wie der Basis-Groove in Beispiel 1 es grob darstellt.

In der Hand von Charlie Watts lebt das Swing-Feel, und daher ist auch die Hi-Hat mit Effet gespielt, so dass die in Beispiel 3 notierte Form seiner doch sehr unikaten Hi-Hat-Spielart etwas näher kommt. Dann bietet Charlie Watts im Song noch zwei, drei kurze Fill-ins, einmal zum Refrain hin und dann als Überleitung aus dem Refrain heraus (Beispiele 4 und 5).

Diese sind technisch völlig unspektakulär, doch jeder einzelne Schlag sitzt dermaßen sattelfest im Stones-Groove, dass da keine Frage mehr offen bleibt. Die ganze Sache lebt – und unweigerlich kommt man zum Schluss, dass Charlies swinging sticks einen unglaublichen funky touch haben. Viel Spaß beim Spielen!

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