Interview aus dem STICKS-Archiv

Stewart Copeland: Musik soll Spaß machen!

Zur aktuellen Veröffentlichung des „Gizmodrome Live“-Albums der Band von Stewart Copeland, Mark King, Vittorio Cosma und Adrian Belew hier ein Interview mit Stewart Copeland über Gizmodrome und wie Musik Spaß machen kann!

| Stefan Woldach

Eigentlich trafen sich die vier Altmeister nur zum Spaßaustausch in einem Mailänder Studio. Doch dann entwickelte sich die Session schnell zum Songwriting, die Songs zu einem Album – und schließlich beschloss das Quartett sogar, gemeinsam auf Tour zu gehen. Alles in vier Tagen. Der gleichnamige Arbeitsnachweis beeindruckt durch lässige Musikalität.

Das Duzend Tracks pulsiert durch das dynamische Drumming des Ex-Polizisten, der mit dem ehemaligen Level-42-Tieftöner Mark King ein exzellentes Rhythmus-Team darstellt, während Gitarrist Adrian Belew (u. a. tätig für Frank Zappa, David Bowie, Talking Heads und King Crimson) vornehmlich damit beschäftigt ist, möglichst seltsame Sounds und schräge Skalen abzuliefern oder mit JazzPianist Vittorio Cosma minutiöse Melodiestrategien auszutüfteln. Offbeat-Reggae wie „Strange Things Happen“, experimenteller Rock wie „Angel Rule“ oder durchgeknallter Pop wie „Stay Ready“ – alles geht: eine augenzwinkernde Herangehensweise à la Frank Zappa mit einer Menge Humor, wie Stewart Copeland im Gespräch zeigt.

Wie entstand die Idee zu Gizmodrome? Du hast bereits mit Freunden unter dem Namen Gizmo „La dolce vita rocks“ in Italien Musik gemacht, richtig?

Stewart Copeland: Ich bin jedes Jahr im Sommer in Italien, wegen des süßen Sommerlebens. Und die Konzerte, die ich mit Freunden dort spontan spiele, sind grandios, auf öffentlichen Plätzen, in Palazzi oder Burgen. Genial! Viele dieser Konzerte sind umsonst. Und wer auch immer irgendwo spielt, da gehen die Leute abends hin. Das ist genau das, weshalb ich Musiker geworden bin: Musik soll Spaß machen! Auch meine Motivation zu Gizmodrome war nicht etwa, meine Karriere zu befeuern, Platten oder Tickets zu verkaufen. Meine Motivation war: Pasta! (lacht)

Aber mal konkret: Wie sollen wir uns das vorstellen?

Stewart Copeland: Ich habe über die Jahre immer wieder mit meinem Freund Vittorio gejammt oder mit dem Orchestra della Taranta, was eine andere Geschichte ist. Wenn wir Lust hatten, gingen wir raus und spielten auf irgendeiner Piazza ein paar Cover-Versionen. Ein Mordsspaß! Eines Tages rief mich Vittorio an und meinte: „Hey, es gibt eine Plattenfirma, die uns ein Budget für eine Session zur Verfügung stellt.“ Und ich sagte: „Dann lass uns loslegen.“ Statt eine Piazza zu stürmen, stürmen wir also ein Studio. Als Nächstes sagte Vittorio: „Übrigens glaube ich, dass ich Adrian Belew kriegen könnte.“ Und plötzlich bekam diese Session eine neue Dimension. Also konterte ich und sagte: „Okay, dann rufe ich Mark King an! Lass uns ernst machen!“ Ich schrieb Mark eine SMS, und fünf Minuten später hatte ich seine Antwort: „I’m in!“ Wir trafen uns also in Mailand. Vier Tage. Mark und Adrian dachten, sie jammen ein paar Songs für Stewarts neues Projekt, und das war’s.

Aber unser Plan war anders. Wir ließen sie erst nach zwölf Songs wieder raus! (lacht) Wir jammten zusammen in einem Raum, und ich sagte Adrian: „Hör mal, ich hab hier eine Idee, und würde gerne hören, wie du damit rummachst!“ Hier eine Strophe, da ein Refrain, Adrian lernte seine Parts in Minuten! Dann ging’s ans Aufnehmen. Drei Takes. Höchstens. Wir sind schließlich schon älter. Unsere Aufmerksamkeits-und Konzentrationsspanne ist kurz. (grinst)

Und aus irgendeinem kuriosen Grund war es immer Take zwei, der saß. Der erste war mitunter etwas unorganisiert, der zweite war dann korrekt, und drei war zwar perfekt, aber mit weniger Magie. Egal, ob Fehler passierten, egal ob es zu viele Drum-Fills gab oder zu viel von allem: Der Sänger hat’s abgesegnet. Und der bin ich! (lacht)

Dass es dieser klasse Band auch bei ihren Konzerten gelungen ist, sehr viel Spaß zu haben, kann man jetzt auf dem „Gizmodrome Live“-Album von Copeland King Cosma & Belew nachvollziehen. Und neben den noch energetischer und teils mit spontan improvisierten Elementen halsbrecherisch dargebotenen  Tracks des Studio-Albums gibt es u. a. auch einige schöne Versionen exotischer Police-Tracks wie „Does Everyone Star?“, „Bombs Away“ und „Miss Gradenko“ sowie eine wunderbare Interpretation des King-Crimson-Klassikers „Elephant Talk“ bei der Adrian Belew mit seinem einzigartigen Gitarrenspiel und die Rhyhm Section Copleand/King besonders glänzt.

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