Marco Minnemann
Solo-Alben, Projekte, Drum-Talk: Erfahre mehr über Marco Minnemann, einen der bekanntesten deutschen Schlagzeuger!

Marco Minnemann als Schlagzeuger
Marco Minnemann, der am 24. Dezember 1970 in Hannover geboren wurde, zählt zu den versierten Weltklasse-Drummern, und seine Trademark der Extreme Independence ist untrennbar mit seinem Namen verknüpft. Das Video gibt einen Vorgeschmack auf sein Extreme Drumming: Doch abseits der spektakulären Königsklasse gestochen scharfer Skills existiert noch die andere Seite des Marco Minnemann. Als Songwriter und Multiinstrumentalist produziert er Solo-Alben, die den kompromisslosen Schlagzeuger von seiner überaus experimentierfreudigen Seite zwischen kreativem Minnemannismus und unbequemen Rock-Episoden zeigen.Das Tour-Drumset von Minnemann 2015

Drums: DW (Collector’s Maple)
- 24" × 17" Bassdrum
- 14" x 6" Snaredrum (main)
- 13" x 5" Snaredrum (links)
- 10" x 8" Fast Tom
- 12" x 9" Fast Tom
- 8"x 8" Fast Tom
- 16" x 14" Floor-Tom
- 18" x 16" Floor-Tom
- 22" Gong Tom
Cymbals: Zildjian
- 14" Avedis New Beat Hi-Hat
- 14" K Zildjian Cable Hi-Hat (rechts, rechter Fuß)
- 19" K Dark Crash (rechts außen)
- 10" K Dark Special Dry Splash (sanded)
- mit 8" Prototype Bell on top
- 20" K Constantinople Medium (links außen)
- 16" K Dark Crash
- mit 10" FX Bell on top 20" Custom D
Sticks: Pro Mark
- TX721 and TX721b Autograph Sticks
Felle: Evans
- Schlagfelle G2 clear
- Resonanzfelle G1 clear
Hardware: DW
- DW 5002 Single Chain
- Double-Bassdrum-Pedal
- DW Delta Dual Accessory
- Hi-Hat DW 5500 TD Delta Turbo II Hi-Hat
- DW 9300 Snare Stand
- DW Chair
Marco Minnemann im Interview
Musikmachen war für ihn immer schon eine künstlerische Handlung. Zudem sprüht sein Drummer-Leben voller Geschichten, die sich im Interview geradezu überschlagen. Und manchmal spielt Marco auch um sein Leben. Zumindest als trommelnder Caballero mit den Aristocrats. Wir trafen den humorvollen Wahl-Kalifornier zum Gespräch über seinen prall gefüllten Terminkalender… Marco, eigentlich ist es ja der totale Wahnsinn, was bei dir an Studioaktivitäten und Tourneen in den letzten Jahren passiert ist. Album und Tour mit Steven Wilson, Aristocrats Live-DVD, Album und Tour, Joe-Satriani-Tour plus -Studioalbum, Solo-Alben. Wie geht das? Ich bin gut organisiert, und es ist eine Frage des Timings. Es gibt Phasen des Songwritings und Phasen für Shows oder Tourneen. Das wird mit den Bands und Künstlern abgestimmt. Ich plane im Voraus auf festgelegte Zeitrahmen. Hilfreich dabei ist auch, dass Managements schon mal Hand in Hand arbeiten. Am Ende ist es viel Zeugs, ja, das stimmt. Man hat all die CDs draußen und den Terminkalender voller Tour-Dates. Könnte schlimmer sein! (lacht) Du bist seit vielen Monaten pausenlos unterwegs und tourst um die Welt. Ist die Gefahr nicht groß, dass man sich irgendwann überspielt? Andere Leute gehen arbeiten. (lacht) Was mach ich denn schon? Ich spiele zwei Stunden am Abend eine Show. Und wenn ich zu Hause bin, sitze ich in meinem Studio. Ich hab einfach Bock auf diese Dinge. Musik ist ein ständiger Schaffensprozess. Zudem konzentriere ich mich auf Projekte, die künstlerisch lukrativ sind. Das ist mein Leben. Du hast eine lange Phase sehr eng mit Steven Wilson zusammen gearbeitet. Wie stehst du rückblickend zu seiner ... na, sagen wir mal, „schwelgerischen Old-school Prog-Poesie“? Das war schon cool mit den Shows. Auch die Aufnahmen der beiden Alben „The Raven That Refused To Sing“ und „Hand.Cannot.Erase.“ waren mit eindringlichen Erfahrungen verbunden. Gerne würde ich mit Steven wieder spielen, aber meine Priorität liegt derzeit bei Joe Satriani und den Aristocrats. Gemeinsam mit Guthrie Govan und Bryan Beller gründete er das Fusion-Trio The Aristocrats: Warum eigentlich Joe Satriani? Ich treffe meine Entscheidungen für Projekte, bei denen ich mich musikalisch respektiert fühle. Joe Satriani sucht sich Musiker aus, die eigene Ideen und Kreativität einbringen. Es gibt nichts, was er vorschreibt, und das ist für mich vom künstlerischen und spielerischen Standpunkt natürlich hervorragend. Die Tour mit ihm ist echt easy going. Wir haben ein gutes Miteinander, gute Dinners, guten Wein. (lacht) Auch die Aufnahmen des „Shockwave Supernova“-Albums haben hervorragend gepasst. Die Recordings waren übrigens im „Lucas Valley“ von George Lucas – Starwars und so – ’ne Superzeit! All deine Bands erheben den Anspruch recht komplexer musikalischer Orientierung. Da ist jeder am richtigen Platz und niemand austauschbar. Und du kannst dein schlagzeugerisches Potenzial ausleben? Inzwischen ist das so, und mit diesem Standing lässt sich sehr gut leben. (grinst) Ich habe mir Gedanken gemacht, für was ich in der Öffentlichkeit stehen möchte. Die Bands, mit denen ich auf Tour gehe, das sind Projekte, die mir persönlich gefallen. Persönlich im wahrsten Sinne, denn es sind Menschen, mit denen ich klarkomme. Kompromisslos. Eine Tour mit Idioten in der Band würde ich nie annehmen. Ich hab schon etliche hochdotierte Angebote renommierter Bands abgelehnt. Für mich fühlt es sich so an, als hätte ich mich etabliert. Jetzt kommen Artists auf mich zu und buchen explizit Marco Minnemann. Das war natürlich ein ganz guter Schritt für mich. Wann ist dieser Schritt denn passiert? Das war vor etwa zehn Jahren, da war ich mit einem Bein schon den Staaten. Je mehr man auf Alben vertreten ist oder Tourneen spielt, desto größer wird die stilistische Identität, die man gewinnt. Man bekommt sozusagen eine Trademark. Und deswegen wird man gebucht. Das Umfeld erwächst aus sich heraus durch die Szene von Musikern, in der man sich bewegt. Diese komplexe Musik kann nicht jeder spielen, und daher finden sich in diesen Kreisen häufig dieselben Musiker. Deine Trademark ist nach wie vor deine extreme Independence und virtuose Power? Früher habe ich gerne dieses Extreme-Drummer-Thema verfolgt, und es war eine Sache, die auch marketingmäßig funktionierte. Vor 20 Jahren hatten die Drummer ja das ganze Ding, was die Gitarristen in den 80er-Jahren hatten. Man suchte nach Leuten, die etwas Extremes machen konnten, Schnelligkeit, Unabhängigkeit usw. Ich war immer an Technik interessiert, an vielschichtigen Independence-Rhythmen und hab diese Spielart auch in meinen Solosachen angewendet. Doch parallel habe ich auch immer die groovigen Popsachen gespielt. Vielleicht wurde das nicht so wahrgenommen, aber bei etlichen Pop-Gigs war ich dann schon dabei. Nur irgendwann ist es in zwei Schienen gelaufen, als die Drum-Companies auf mein Zeug abgefahren sind und das in Form von Büchern, DVDs, Clinics etc. vermarktet haben. Auf einmal war ich „der Independence Guy“. Auch für OnlineLessonsTV war Minnemann in der Vergangenheit vor der Kamera: Aber ich hatte immer auch das andere Gleis als Drummer für Studioproduktionen. Heute haben diese beiden Gleise wieder zusammengefunden, und man hat scheinbar registriert, dass ich sowohl das eine als auch das andere, ja eigentlich alles spielen kann. Von Prog bis Pop. Und gerade beim Tour-Programm von Joe Satriani sind etliche straighte Rocksongs dabei. Joe gibt mir dann auch einen langen Solospot, bei dem ich meine ganzen Drum-Dinger rauslassen kann. Und dann ist da ganz gut Aufruhr im Publikum. (lacht) Natürlich müssen wir über deine Band Aristocrats reden. Was bedeutet für dich die Band? Was geht ab? Du stehst auf der Bühne und spielst um dein Leben! (lacht) 2015 ist euer Album „Tres Caballeros“ erschienen. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern scheint es musikalisch etwas griffiger geworden zu sein und nicht mehr ganz so grotesk ausgeflippt, oder? Hm, ja. Es ist recht definiert. Damals bei der ersten Platte mussten wir uns ja erst mal zusammenfinden. Unser Konzept war und ist es, dass jeder Songs schreibt und einbringt und in dem Fall auch der Produzent des jeweiligen Songs ist. Bei der ersten Platte war alles recht verspielt. Und bei der zweiten, „Culture Clash“, waren die Songs schon ein bisschen griffiger, mehr Rock und Riffs. Musikalisch hatten wir uns inzwischen gefunden. Das spürt man vielleicht auch auf der Live-DVD. Und was ist nun mit „Tres Caballeros“? Bei diesem Album wollten wir mit Styles experimentieren. So sind teils extreme Richtungen entstanden. Ich habe einige Songs beigesteuert wie „Stupid 7“, eine Art Punk-Nummer. „Pressure Relief“ ist sehr sphärisch und Ambience-mäßig. Von mir ist auch der Song „ZZ Top“, der auf einer Riff-Struktur aufbaut, was mich schließlich an die Band ZZ Top erinnerte. Daher auch der Titel. (lacht) Was liegt dir mehr: gepflegtes Ambiente mit Steven Wilson, die große Produktion mit Joe Satriani oder der rohe Asphalt und die kreative Power der Aristocrats? Hier mit Joe Satriani haben wir große Produktionen, Riesenbühnen, Trucks mit Equipment, es ist eine richtige Rockshow mit Screens und allem Drum und Dran. Mit Steven war es sehr theatralisch, doch mit Aristocrats können wir machen, was wir wollen. Wir können auf großen Bühnen spielen, in Clubs oder in der Hotel-Lobby. Mir gefällt das sehr gut, dass wir als Band flexibel und spontan sein können. Bei Steven Wilson gibt’s so was überhaupt nicht, weil vom Konzept alles festgelegt ist, mit Computern, Click, Streams usw. Bei Joe Satriani gibt es schon mehr Freiraum, da können wir Songs stretchen und ein paar spontane Sachen einbringen. Aber Aristocrats ist halt ... let’s do whatever the fuck we want! (lacht) Hier ein Einblick in sein aktuelles Tour-Leben: Neben allen Studioproduktionen und endlosen Tourings hast du auch noch zwei neue Solo Alben herausgebracht: „EEPS“ und „Celebration“. Gut so! Ich hatte nie einen Mangel an Ideen. Ohne Musik könnte ich mir ein Leben gar nicht vorstellen. Ich kann ja nichts anderes! (lacht) Es ist typisch für dich, dass alle deine Alben musikalisch komplett unterschiedlich ausgestattet sind. Alleine auf „Celebration“ macht jedes Stück eine andere Tür auf. Da geht es von völlig abgedrehten Comics bis hin zu Metal und orchestraler Klassik. „Celebration“ ist für mich ein Album, das ich als wirklich rundum gelungen empfinde. Die Arbeit an dieser Platte war sehr definiert, und ich hab mir da auch nicht reinreden lassen. Da sind auch Songs drauf, die ich eigentlich für „Tres Caballeros“ verwenden wollte, aber sie passten nicht rein, weil sie strukturell zu komplex sind für die Instrumentierung eines Trios. Da gibt es ja etliche Orchestrationen und multiple Layers von Keyboards, Vocals usw. Insofern hätte man die Songs live mit einer 10-Piece-Band spielen müssen. Diese Songs habe ich dann auf „Celebration“ veröffentlicht. Und auf „Tres Caballeros“ sind dann die „Celebration“-Outtakes gelandet? Ha, ha ... amüsante Idee! Nein, natürlich nicht. Aber tatsächlich spiegelt „Celebration“ genau die Arbeit wider, die ich immer machen wollte. Ich gehe mit Absicht immer wieder in andere musikalische Richtungen. Mich immer nur innerhalb einer Stilrichtung zu bewegen würde mich langweilen. Gewisse Vorlieben sind auf meinen Alben als roter Faden sicherlich wiederzuerkennen ... ... Noisework-Geschichten als Sounddesign und Stilmittel verarbeitet? Ja genau, das interessiert mich, und ich gehe gerne unkonventionelle Wege, schicke zum Beispiel gecuttete Cymbals durch ein Modular - system usw. Ich arbeite mit Atmosphären, versuche, gute Vibes zu kreieren, und erstelle Klänge, die es vorher nicht gab. An solchen Dingen arbeite ich kompositorisch. Deine CDs hatten immer schon eine große Bildersprache. Hören wir hier den puren und hundertprozentigen Marco Minnemann? Absolut! Diese weit gefächerten musikalischen Welten, das fordert mich heraus. Ich hatte nie einen Mangel an Ideen. Und wie stehst du zu „EEPS“? Bei diesem Album hatte ich eine Menge Spaß damit, auch mal ganz verrückte Ideen rauszulassen. Zum Beispiel gibt es ein paar Nummern, bei denen ich absichtlich die Instrumente verstimmt habe. Das hat völlig abgefahren geklungen! Als ich diese dann Scott Schorr von meiner Plattenfirma Lazy Bones Records vorspielte, fand er das total hammermäßig – also konnte ich dieses verrückte Album machen. Nach wie vor nimmst du alle deine Alben alleine auf, bist also Multiinstrumentalist, Toningenieur und Producer in Personalunion? Stimmt! Es ist total abgefahren, wenn du alleine im Studio sitzt und alles machen kannst, was deine Fantasie hergibt, weil dir keiner reinredet. So komme ich sehr schnell zum Ergebnis. In der Regel hab ich die Songs im Kopf schon geschrieben, es existieren Riffs, Melodien. Ich weiß also, wo ein Song hin will, und so kann ich die Ideen selber sehr schnell umsetzen. Außerdem umgehe ich durch meine Arbeitsweise den ganzen Apparat wie Studio buchen und sich auf jemanden verlassen, der den Sound macht. So kann ich meine Songs 1:1 aufnehmen, mit der Gewissheit, dass das Ergebnis nach Marco Minnemann klingt. Fast wär Marco Minnemann übrigens bei Dream Theater gelandet - nach dem Abgang von Mike Portnoy spielte Marco bei der Band vor. Den Groove hat er auf jeden Fall drauf: Interview: Tom SchäferMarco Minnemann Diskografie (Auswahl)
Solo-Alben
- The Green Mindbomb(1998)
- Comfortably Homeless(1999)
- Orchids(2002)
- Broken Orange(2003)
- Normalizer(2003)
- Mieze(2004)
- Contraire de la chanson(2006)
- Housewifedogandtwokids(2007)
- A Mouth of God(2008)
- Catspoon(2009)
- Normalizer 2(2010)
- Evil Smiles Of Beauty/Sound Of Crime(2012)
- Symbolic Fox(2012)
- EEPS(2014)
- Celebration(2015)
- Above The Roses(2016)
- Schattenspiel(2016)
- Borrego(feat. Alex Lifeson and Joe Satriani) (2017)
The Aristocrats
- The Aristocrats(2011)
- BOING! We'll do it live(2012)
- Culture Clash(2013)
- Live in Osaka(2014)
- Tres Caballeros(2015)
Bücher
- Ultimate Play Along Drum Trax
- Extreme Interdependence: Drumming Beyond Independence 2001
- Maximum Minnemann 2006
DVDs
- Marco Minnemann: Live in L.A. – October 2007
- Extreme Drumming - 2003
- The Marco Show - 2006
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