Phil Collins
Philip David Charles Collins wurde geboren um Schlagzeug zu spielen. Geboren am 30. 1. 1951 in Chiswick, London, krachten die ersten Beats des Dreijährigen auf eine Blechtrommel. Das inspirierte seine beiden Onkel ihm ein Kinder-Drumset zu bauen, was eine unumstößliche Vorgabe dafür war, dass er mit 12 hinter einem richtigen Drumset Platz nahm und pausenlos vor einem Spiegel trommelte oder vor dem Fernseher, um die Musik zu begleiten – egal, was es war.
Phil Collins ist so was wie ein Naturtalent, denn auch die Schauspielerei entdeckte er schon in jungen Jahren. Er besuchte eine Theaterschule und spielte in Londons West End Musical „Oliver“ die Rolle des Artful Dodger. Man feierte ihn als Kinderstar und sagte eine große Schauspielerkarriere voraus.
Kleine Filmrollen folgten, bis Phil Collins mit 13 in den Stimmbruch kam und die ganze Sache schmiss. Die Faszination für Musik hatte ihn eingeholt, und Phil Collins sah in den Trommeln ein neues Territorium, das es zu erobern galt. Phil Collins gründete seine erste Band The Real Thing, später trommelte er bei Freeholdafter und formierte mit seinem Freund, dem Gitarristen Ronnie Caryl, die Band Hickory, die man später in Flaming Youth umtaufte.
Ein erstes Album „Ark II“ wurde im Londoner Planetarium uraufgeführt. Musikalische Differenzen und der ausbleibende kommerzielle Erfolg veranlassten Phil dazu, sich auf eine Anzeige im Melody Maker zu melden, als eine unbekannte britische Band namens Genesis einen Drummer suchte. Nach einer Audition im Hause der Eltern von Peter Gabriel hatte Phil den Job. Das war am 4. August 1970 und rückblickend ein Eckpfeiler in seiner Karriere.
Man spürte bandintern die Energie von Phil Collins, seinen Humor und Enthusiasmus, der für Genesis wie eine Vitaminspritze wirkte. Keyboarder Tony Banks sagte einmal, Phil sei bei weitem der beste Musiker in der Band gewesen. In den folgenden Jahren war Phil Collins als Drummer fest im Sattel der Band, darüber hinaus prägte er die Backing Vocals, komponierte und arrangierte. Mit seiner immer stärker werdenden Persönlichkeit als Musiker führte er Genesis mit auf den Weg, eine der bekanntesten Bands im Art-Rock-Umfeld zu werden.
Die Fans feierten Klassiker wie „Cinema Show“ oder „Supper’s Ready“ mit dem berüchtigten „Apocalypse In 9/8“-Part und Songs wie „Get ’Em Out By Friday" oder „Watcher Of The Skies“, die unter der deutlichen Handschrift des damals Mittzwanzigers entstanden. Darüber hinaus stellte er sich den Herausforderungen, seine Qualitäten als Drummer weiter auszuloten und begab sich parallel zu Genesis in das artifizielle Umfeld von Brand X, mit denen er einige Alben aufnahm.
Einen Riesen-Coup landete Phil Collins, als er 1975 die Rolle Peter Gabriels übernahm und damit Genesis-Frontman wurde, in einer Zeit, als die Band allmählich schwarze Zahlen schrieb und Erfolge auch international zu erwarten waren. Wiederum war es eine natürliche Gabe, diesen Wechsel vom Drumset zum Gesangsmikro ohne Wimperzucken auszuführen, was sowohl ihm selber, aber auch der Band eine immense Schubkraft verlieh.
Phil Collins stand nun im Fokus der Öffentlichkeit und entwickelte ungeheure Talente als Sänger, Songwriter und natürlich als Drummer. Zu den Höhepunkten der Genesis-Shows zählten die legendären Drum-Battles zusammen mit Chester Thompson, der nun als Sideman die Live-Drums spielte. Eine Solokarriere war eigentlich vorprogrammiert – und doch nicht beabsichtigt. Quasi „über Nacht“ wurde Phil Collins 1981 mit seinem Debüt „Face Value“ und der Single „In The Air Tonight“ zum Megastar. Phil Collins kreierte dabei eines der berühmtesten Drum-Fills aller Zeiten. Nun begannen zwei Karrieren gleichzeitig, die mit Genesis und seine Solo-Karriere. Phil schien allgegenwärtig zu sein, es folgten Alben auf Alben und eine Tournee ging in die nächste über. Seine Karriere schoss in atemberaubendem Tempo nach oben, während das Genesis-Album „Invisible Touch“ ebenfalls zum Million-Seller wurde.
Ebenso widmete Phil Collins sich erneut seiner Liebe zur Schauspielerei und spielte die Hauptrolle in der Gaunerkomödie „Buster“, auch bei Spielbergs „Hook“ und in einigen Folgen der US-TV-Serie „Miami Vice“ hatte er Gastauftritte. Mit den Shows seiner Welttourneen schien sich Phil Collins alle Fantasien und Träume verwirklichen zu können. Funkige Bläser-Sections brachten seine Vorliebe für Bigband- und R&B-Sounds hervor, er spielte seine berühmten Balladen und umgab sich stets mit den besten Musikern, darunter nach wie vor Chester Thompson. 1995 wurde das Genesis-Album „We Can’t Dance“ mit 15 Millionen verkauften Exemplaren das erfolgreichste Werk der Band, man füllte die größten Stadien der Welt.
Doch diese Zeit schien für Phil Collins wie eine Zerreißprobe, so dass er völlig außer Atem nach 26 Jahren seine alte „Jugendband“ verließ. Seine folgenden CDs „Dance Into The Light“ und „Hits“ dekorierten wie gewöhnlich sein Studio mit weiteren Platinsilberlingen. Jetzt nahm er sich Zeit für ein Projekt, das er lange als gut behütetes Geheimnis pflegte, und setzte seine Liebe zum Bigband-Jazz auch endlich in die Tat um. Das Album „A Hot Night In Paris“ etablierte sich natürlich in den Billboard Jazz Charts, er tourte mit seiner PC Bigband um die Welt und verzauberte das Publikum mit neu arrangierten Phil Collins- und Genesis-Klassikern.
Damit ging für ihn ein wahrer Traum in Erfüllung. Seine Qualitäten als Filmkomponist auszuloten stand nun als weitere Herausforderung auf dem Prüfstand. Wie man weiß, ist ihm auch dies mehr als gelungen, schließlich wurde er für „You’ll Be In My Heart“, dem Titelsong des Walt Disney Trickfilms „Tarzan“, mit einem Oscar, dem Golden Globe und einem Grammy geehrt. 2002 erschien sein 7. Soloalbum „Testify“, und man fragt sich, welche Möglichkeiten sich diesem Musiker noch bieten können, nach über 100millionen verkaufter Platten den Zwängen des „Workaholics“ nachzukommen. Die Antwort kommt sehr schlicht daher, denn es wird keine „Testify“ World-Tour geben oder andere große aufsehenerregende Events. Zunächst jedenfalls nicht. P
hil Collins hat ein neues Zuhause gefunden und genießt das Leben in der Schweiz mit seiner dritten Ehefrau Orianne und seinem knapp zweijähriger Sohn Nicholas, dem Phil all seine Aufmerksamkeit widmet. Bekannt für sein großes Herz unterstützte er jahrelang mit erheblichen Geldsummen weltweite Charity-Einrichtungen wie z. B. den Fond zur Hilfe leukämiekranker Kinder. Jetzt hat er mit seiner Frau Orianne die „Little Dreams Foundation“ gegründet. „Live your life“ steht im Zentrum dieser Idee, mit der Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 4 und 16 Jahren unterstützt werden, ihren Traum an der Teilnahme sportlicher oder künstlerischer Events einmal Wirklichkeit werden zu lassen (Infos: www.littledreamsfoundation.com).
Von Ruhestand möchte Phil Collins selbstverständlich nichts wissen, denn schon jetzt sind die nächsten Jahre mit Kompositionsarbeiten verplant, und so sitzt er in seinem Studio und schreibt an der Musik zu weiteren Disney-Trickfilm-Projekten wie aktuell „Tarzan 2“ und „Brother Bear“. Der Mann ist halt ein Pop-Phänomen, ein rastloser Musiker, Komponist, Sänger, Drummer – voller Ehrgeiz und sprühenden Ideen und vor allem: Voller Humor!
News zum Thema
Interview aus dem STICKS-Archiv: Nicholas Collins
Nicholas Collins: Nicht mehr »der junge Typ am Schlagzeug«
Als Phil Collins 2016 seine »Not Dead Yet«-Tour ankündigte, war die Sensation perfekt. Nicht nur hatte er sich aus den düsteren Klauen seiner jüngsten…
Interview aus dem STICKS-Archiv
Brad Marsh: Collins’ Personal Drum Tech
Seit fast 30 Jahren ist er Phil Collins‘ Drum Tech und seit drei Jahren auch von dessen Sohn Nicholas. Für beide war und ist er die rechte Hand auf…
Instrumente eines World Class Percussionisten
Test: LP Richie Gajate Garcia Congas und Bongos
Signature-Instrumente sind insofern spannend, weil sie in Ausstattung und Sound die persönliche Vision eines Musikers in sich…
Drumsets der Stars
Phil Collins' Drumset
Mal mit Triggern, mal ohne: Phil Collins ist stets um den passenden Drumsound für das jeweilige Projekt bemüht. Nur wenige setzen…
Interview aus dem STICKS-Archiv
Drumtech Brad Marsh über Phil Collins Schlagzeug
Drumtech Brad Marsh hat in den vergangenen zwanzig Jahre hauptsächlich die Tourneen von Genesis und Phil Collins begleitet. Wir haben den Tech-Meister…