Wolfgang Haffner

Wolfgang Haffner gehört seit vielen Jahren zur Liga der erfolgreichsten deutschen Schlagzeuger. Erfolg heißt in diesem Sinne, dass man seine Funky Grooves genauso schätzt wie den Menschen Haffner. Der Jazz Schlagzeuger spielt auf allen Kontinenten dieser Welt, und bei uns Zuhause vor allem mit Acts wie Till Brönner, der Funk Unit von Nils Landgren, den German Old Stars oder als Leader seiner eigenen Band. Gefragt sind außerdem seine Qualitäten als Producer. Mit uns sprach Wolfgang Haffner über seine zahlreichen Projekte und seine Motivation!

 

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Der Jazz Drummer Wolfgang Haffner

Wolfgang Haffner im Interview

Wolfgang Haffner Diskografie 

Der Jazz Drummer Wolfgang Haffner

Wolfgang Haffner ist einer der erfolgreichsten deutschen Schlagzeuger. Aufgrund seiner ausgeprägten Liebe zum Jazz hat er sicherlich ein Stückchen dieser seriösen Geschichte mitgeschrieben. Aber Musik ist für ihn mehr als nur ein Genre; es geht um eine grenzüberschreitende Kunst und die respektvolle Begegnung mit Klängen, Harmonien, Melodien und Grooves. Insofern hat Wolfgang Haffner seine Signatur auch bei völlig unterschiedlichen Künstlern und Bands wie Passport, Konstantin Wecker, Charlie Mariano, Albert Mangelsdorff, Chaka Khan, Zappelbude, Jan Garbarek, Robben Ford, Michael Brecker oder den Fantastischen Vier hinterlassen. Auf mehr als 200 Alben hat Wolfgang Haffner getrommelt und er ist einer derjenigen, der den Prozess der Globalisierung schon längst hinter sich gelassen hat. Seine Groove-Qualitäten sind in Deutschland ebenso gefragt wie in amerikanischen Studios, er ist ständig auf Tour und spielt fast täglich Konzerte. Wenn nicht hier, dann in irgend einem entfernten Land dieser Erde. Haffner spielt einen Song aus seinem neuesten Album Kind of Spain:

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Wolfgang Haffner im Interview

Gab es für dich bei deinen Anfängen so was wie ein Sprungbrett? Ja, sehr wichtig bis zum heutigen Tag ist für mich Albert Mangelsdorff. Ich würde schon sagen, dass er ein Förderer von mir war und ich von ihm sehr viel gelernt habe, in musikalischer aber auch in menschlicher Hinsicht. Das erste Mal als ich mit ihm in Amerika war gab’s in Chicago Standing Ovations. Das werde ich mein Leben lang nie vergessen. Ist Jazz eigentlich seriöser als Pop? Das kann man nicht generell sagen. Jazz ist genauso unseriös oder seriös wie alles andere. Es kommt immer auf die Menschen an, die diese Musik machen. Durch deine vielen Erfahrungen hast du ja gute Vergleichsmöglichkeiten zwischen deutschen und amerikanischen Musikern. Gibt’s da Unterschiede? Zunächst mal haben wir Deutsche das Tanzen ja nicht unbedingt erfunden. Ich war öfters in Afrika oder in Südamerika und du kommst dorthin und siehst die Menschen tanzen. Und genau so spielen sie dort ihre Musik, eben extrem groove-bezogen. Generell finde ich, dass es in Deutschland jetzt mehr Musiker gibt, die sich um den Groove kümmern. Mehr als früher. Ich erinnere mich an meine ersten Jazzbands und da hieß es „... bloß keinen Groove durchspielen!“ Bei den Amerikanern ist Groove immer die Basis, egal was du spielst. Und das kommt meiner Vorstellung von Musik natürlich sehr nahe. Auch klassische Orchester können Groove haben. Ich bin mit Johann Sebastian Bach aufgewachsen, denn mein Vater war Kirchenmusikdirektor. Und wenn du Aufnahmen vergleichst, bei denen zwei Orchester ein und dieselbe Komposition spielen, merkst du womöglich, dass eine Fassung dich mehr berührt als die andere. Und das hat mit Groove zu tun. Hier in Deutschland ist die Groove-Auffassung noch nicht so selbstverständlich wie in Amerika. Nach welchen Kriterien stellst du dein Schlagzeug-Setup zusammen? Es gibt bei mir nicht unbedingt die großen Konzepte. Ich bin diesbezüglich recht einfach gestrickt und spiele Schlagzeug, um Musik zu machen. Grundsätzlich bezieht sich die Art des Aufbaus immer auf die jeweiligen musikalischen Anforderungen. Natürlich, im Laufe der Zeit hat man alles irgendwie mal ausprobiert und ich weiß was zu tun ist, um eine Klangvorstellung zu realisieren. Im Jazz spiele ich in der Regel ein kleines Kit mit 18" großer, offen klingender Bassdrum, einem 12" Tom und 14" Floor-Tom. Bei meiner eigenen Band Zappelbude spiele ich lediglich Bassdrum, Snaredrum, Hi-Hat und ein Ride-Cymbal. Es gibt auch ein größeres Fusion-Set mit 20" oder 22" Bassdrum, vielleicht zwei oder mehreren Toms, was ich dann z. B. bei Passport einsetze. Ich ändere das Setup oft von Tour zu Tour, damit ich durch andere Aufbauten auch immer wieder neue Herausforderungen durch neue Bewegungsabläufe finden kann. Ich mag es gerne umzudenken. Interessant ist es auch, das 10" und 12" Tom in der Position zu tauschen. Dadurch erhältst du bei gleichem Bewegungsablauf eine andere Tom-Melodie. Auch mit Cymbals ist das interessant. Da wo sonst ein größeres Crash hängt, baue ich mir ein China oder ein Splash hin. Machst du in der Regel solche Studiojobs bei denen dein Stil gefragt ist? Oder gehst du auch schon mal hin und bedienst, oder wirst dem Produzenten gerecht? Bedienen tun wir natürlich alle in irgendeiner Weise, und es ist eine Herausforderung einem Produzenten gerecht zu werden. Aber völlig austauschbares Zeug mach’ ich nicht. Ich habe zum Glück das Privileg mir Sachen aussuchen zu können, die mich musikalisch interessieren. Es ist auch schon passiert, dass ich meine Sachen zusammengepackt hab’ und gegangen bin. Aber man muss fair und offen mit den Dingen und Leuten umgehen. Bei so vielen Konzerten und Reisen gibt’s doch sicherlich auch eine schöne Anekdote zu erzählen. Es gibt eine lustige Geschichte von Konstantin Weckers „Uferlos“-Tour. Am Anfang spielte ich ein großes Setup mit 5 Toms, zwei Snaredrums und weiß der Kuckuck noch was. Während der Tourpause aber hatte ich mir die Schulter ausgekugelt und konnte bei Fortsetzung der Tour rechts einfach nicht mehr spielen. Das war in Wien damals, als ich dem Techniker vor der Show sagte, er solle doch rechts alles abbauen. Nach und nach aber hab’ ich das Set im Laufe der Tour noch weiter verkleinert, so dass es am Schluss nur noch ein Hängetom, ein Standtom, ein Ride- und zwei Crash-Cymbals umfasste. Am Anfang der Tour hatte ich noch rechts oben außen ein großes China. Und es war eins der letzten Konzerte in Salzburg im Eisstadion während meines Drumsolos. Ich war derart vertieft und dachte, dass oben rechts dieses China hängen würde. Das war aber 50 Konzerte vorher schon weg, auch war meine Schulter längst ok. Ich hatte die Augen zu und hau mit aller Wucht da oben hin ins Leere. Dabei verlor ich die Balance und flog schlichtweg vom Drum-Riser runter. Haffner 2017 zusammen mit auf Nils Landgren und Michael Wollny bei den Dresdner Musikfestspielen:

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Wenn jemand so viel Schlagzeug spielt wie du und fast dreihundert Tage im Jahr in irgendeinem Land dieser Welt auf irgendeiner Bühne steht, da fragt man sich, ob nicht irgendwann die Faszination für das Trommeln auf der Strecke bleibt? Wolfgang Haffner: Was ich oft nicht mehr sehen kann sind Hotels, Flugzeuge und Tour-Busse. Manchmal komm ich von einer Tour aus Südamerika oder Asien zurück, hab zwei Tage Zeit um Wäsche zu waschen, und dann geht’s weiter zur nächsten Tour. Das Ganze fordert sehr viel, aber auf der Bühne bin ich immer fit. Es kann sein, dass ich um Viertel vor Acht unansprechbar in der Ecke hänge, aber um Acht bin ich hellwach. Die Inspiration ist immer die Musik. Und es ist nicht alleine das Trommeln, sondern das Spielen zusammen mit anderen. Ich bin kein Freund von Drumshows und Solo-Performances. Deswegen hab ich bei weitem nicht so viel geübt wie ich hätte tun können. Ich nehme lieber die Gelegenheit wahr, eine Session mit Jungs zu spielen, als alleine im Keller zu hocken. Ich brauch die Musik um mich herum, und ich brauch den Austausch mit Leuten auf der Bühne. Das ist das schöne an einer Band. Es hält wach! Was hältst du von der deutschen Drummerszene? Wolfgang Haffner: Klar krieg ich mit, wenn da ein heißer junger Typ spielt. Aber ich bin auch viel im Ausland und nicht ganz so tief in der deutschen Szene drin. Gerne hör ich mir straight ahead Rock’n’Roll-Trommler an, aber auch Leute, die abgefahrene Elektronik-Sachen machen. Das ist mir eigentlich völlig wurscht. Wichtig ist nur, dass jemand mit Herz dahinter steht. Auch im Ausland erlebt man so einiges. Ich glaube, dass sich die Drummerszene – egal ob in Brasilien, Japan oder Europa – ziemlich die Hand geben kann. Und was in Deutschland läuft, das ist im positiven Sinne wirklich der Wahnsinn. Das technische Niveau ist in den letzten Jahren extrem gestiegen. Man muss aber auch sagen, dass man das Geld damit nicht verdient. Wenn man vom Schlagzeugspielen leben will, dann muss man erst mal 4/4 gerade hintereinander spielen können. Die Basis ist der Groove ... und es gibt Hoffnung im Land! Nils Landgrens „Funky ABBA“ wurde tatsächlich in den originalen „Polar Studios“ aufgenommen? Wolfgang Haffner: ABBA hatte dieses Studio selber gebaut. Und ich weiß nicht, ob es jemals renoviert wurde seit damals. Von der Technik ist es zwar modern eingerichtet, aber es stand trotzdem ganz viel alter Krempel rum, teils auch so Plüschzeugs. Unglaublich! Da steckt einfach dieses ABBA-Feel noch drin. Irgendwann kam ein älterer Mann ins Studio und stellte sich ganz höflich vor. Später erzählte man mir, dass es Michael B. Tretow, der einzige ABBA-Toningenieur war. So eine Koryphäe zu treffen, der den ABBA-Sound mit kreiert hat, das fand ich schon wahnsinnig! Schließlich hab ich ABBA als Teenager ohne Ende gehört ... Gab es eigentlich eine Begegnung mit den ABBA-Musikern? Wolfgang Haffner: Ja! Und zwar mit Benny Anderson, dem Pianisten und Sänger. Für mich war es ein großer Moment, als er ins Studio kam. Er hat für die Aufnahmen einen Titel am Klavier eingespielt. Ich saß da während der Probe, hab die Augen zugemacht und dachte, das kann jetzt nicht sein! Es ist Wahnsinn, wie der Typ phrasiert! Gänsehaut! Und der kann keine einzige Note lesen... außer Geldnoten wahrscheinlich. (lacht) Worin liegt für dich das Besondere, mit der Funk Unit zu spielen? Wolfgang Haffner: Es ist die Rolle des absoluten Bedienens. Das macht Spaß, das kann ich gut und das will ich. Ich zähle vier vor, und dann läuft die Maschinerie zwei Stunden mit dieser Mörderband. Funk Unit heißt, eine gnadenlose Time zu spielen, einfach geradeaus; klarste Information – und die Band setzt sich auf den Beat drauf. Zwanzig Minuten den einen Groove eisenhart zu spielen, mit diesem Bewusstsein, nur ab und zu mal aufzumachen, das ist es. Das ist mein Weg. Mit geht’s darum, dass der Zug rollt. Vielleicht erzählt so manch einer da draußen, dass der Haffner ja doch immer dasselbe spielt. Aber das ist mir egal! Hier geht’s um die Musik, und die braucht keine Drum-Performance mit fünf Pedalen! Wie kam die Arbeit mit Mezzoforte zustande? Wolfgang Haffner: Das fing eigentlich so an, dass ich in den 80er Jahren fast in den Straßengraben gefahren wäre, als im Radio der Song „Double Orange Juice“ vom Mezzoforte-Album „Observations“ lief. Ich bin in den Plattenladen und hab mir diese Scheibe geholt, die bis heute die Platte ist, die ich mit Abstand von allen Platten am meisten gehört habe. Ich hab das Zeug aufgefressen und kenn jede Note. Dann spielte Mezzoforte damals in der Gegend, und ich bin hin und nach dem Konzert zu Gulli Briem, dem Drummer, um ihn kennen zu lernen. Das war auch ganz nett, aber nur ein erster und zunächst letzter Kontakt mit ihm für viele Jahre. 2000 hatte ich dann endlich einen Internet-Anschluss und surfte im Netz, fand Mezzoforte mit einem Link zu Gulli Briem und schickte ihm eine E-Mail, also mehr als zehn Jahre später nach unserem ersten Treffen. Prompt kam eine Antwort, Gulli erinnerte sich an mich und wir trafen uns schließlich in London. Gulli erzählte, dass Mezzoforte mal wieder eine neue Platte machen wollte, nachdem die Band jahrelang komplett auf Eis war. Ich ermutigte ihn, dieses Vorhaben unbedingt umzusetzen. Und heute sagt Gulli, dass eigentlich ich die Initialzündung war, dass Mezzoforte nun wieder zusammen gekommen ist. Insofern lag es nahe, dass man mich für die Produktion des neuen Albums mit ins Boot holte. (Das Interview stammt aus STICKS 8/2004, Autor: Tom Schäfer)

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Wolfgang Haffner Diskografie (Auswahl)

 

Wolfgang Haffner

  • Live & Real
  • Urban Life
  • Music
  • Movin’ On
  • I Should Have Known
  • Back Home
  • Whatever It Is
  • Live
  • Last Exit
  • Kind of Spain
   

Metro

  • Grapevine
  • Metrocafé
  • Tree People
  • Metro feat. Mitch Forman
 

Chuck Loeb

  • In A Heartbeat
  • Listen
  • Moon, The Stars & The Setting Sun
  • Music Inside
 

Till Brönner

  • That Summer
  • Chattin’ With Chet
  • Love

Passport

  • Passport Live
  • Move
  • Passport To Paradise
  • Spirit Of Continuity
  • Down To Earth
  • Blues Roots
  • Balance Of Happiness
   

Andere

  • Miller Anderson – Celtic Moon
  • Gato Barbieri – Che Corazon
  • Peter Bolte – All The April Snow
  • Hermann Breuer – Family Affair
  • Conte Candoli – Live
  • Carmen Cuesta – One Kiss
  • Carmen Cuesta – Peace Of Mind
  • Carmen Custa – Dreams
  • Paquito D’Rivera – Clarinetist, Vol. 1
  • Eddie Daniels – Beautiful Love
  • Eddie Daniels – Swing Low, Sweet Clarinet
  • Electric Blues Duo – Lucky At Cards
  • Fessler – Signatures
  • Michael Franks – Barefoot On The Beach
  • Rigmor Gustafsson – I Will Wait For You
  • Joe Haider – Magic Box
  • Paul Heller – Paul Heller
  • Peter Herbolzheimer – 25 Jahre
  • Hildegard Knef – 17 Millimeter
  • Manfed Krug – Schlafstörung
  • Krug/Brauer – Tatort: Die Songs
  • Rolf Kühn – Affairs
  • Rolf Kühn – Inside Out
  • Rolf Kühn – Internal Eyes
  • Nils Landgren – Sentimental Journey
  • Nils Landgren Funk Unit – Funky ABBA
  • Albert Mangelsdorff – Music For Jazz Orchestra
  • Mangelsdorff/Dauner – Hut ab!
  • NDR Bigband – The Theatre Of Kurt Weill
  • NDR Bigband – Ellingtonia
  • No Angels – When The Angels Swing
  • Old Friends – German Jazz Masters
  • Joe Pass – Joe Pass In Hamburg
  • Quique Sinesi – Color Ciel
  • Nelson Rangell – Turning Night Into Day
  • Nelson Rangell – Destiny
  • Scales Brothers – Our House
  • Lalo Schifrin – Jazz Goes To Hollywood
  • Lao Schifrin – Mannix
  • Jürgen Seefelder – Standard Project
  • Viktoria Tolstoy – Shining On You
  • Pe Werner – Beinfreiheit
  • Pe Werner – Herzkönigin
  • Zappelbude – Zappelbude
  • Konstantin Wecker
  • Schtonk (Soundtrack)
  • Uferlos
  • Uferlos Live
  • Concert ’90
  • Stilles Glück

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