Sonor hat 2012 in enger Zusammenarbeit mit Jojo Mayer ein einzigartiges Bassdrum-Pedal entwickelt, dem 2018 eine auf die wesentlichen Merkmale reduzierte „Standard“-Version folgte. In diesem Test aus dem STICKS-Archiv geht es um die nach wie vor erhältliche Original-Version des Perfect Balance Bassdrum-Pedals, das in Vor- und Rückbewegung perfekt ausbalanciert ist und somit einer schnellen und kraftvollen Spielweise sowie auch der speziellen Heel/Toe-Spieltechnik extrem entgegenkommt. Zudem besitzt dieses als technisches Schmankerl einen praktischen Mechanismus zum transportfreundlichen „Zusammenfalten“.
Das Sonor Perfect Balance Bassdrum-Pedal wurde in enger Zusammenarbeit mit Jojo Mayer entwickelt. Es ist in Vor- und Rückbewegung perfekt ausbalanciert und besitzt zudem als technisches Schmankerl einen eleganten Mechanismus zum "Zusammenfalten".
Konstruktion
„Einfach“ ist das große Thema bei diesem Pedal, doch das ist nur bedingt richtig, denn in dieser Konstruktion steckt eine Menge „Gehirnschmalz“. Das Perfect Balance Bassdrum-Pedal ist eine Einsäulen-Maschine, die Säule ist hier auf der linken Seite positioniert. Warum? Jojos Spieltechnik (und die vieler anderer Drummer, die besonders schnell unterwegs sind) erfordert ein barrierefreies Gleiten auf der Trittplatte, folglich würde die Säule auf der rechten Seite stören. Zudem ist die Trittplatte relativ lang und besitzt eine glatte, polierte Oberfläche.
Barrierefrei in allen Lagen also, auch im abgeflacht gestalteten Anschluss zwischen Fersenteil und Trittplatte. Die Achsverbindung besitzt dort zwar keine Lager, ist in der Längsrichtung allerdings spielfrei ausgeführt. Lediglich ein sehr leichtes, aber nicht weiter störendes Seitenspiel ist festzustellen. Die Verbindung zwischen Säulenrahmen und Fersenteil erfolgt über eine solide Bodenplatte, die auf der Unterseite im Rahmen- und Fersenbereich mit Gummi belegt ist. Im vorderen Bereich sorgen zwei herauszuschraubende Dorne für weitere Fixierung des Pedals. Als Antrieb wurde eine zentrische Kraftübertragung gewählt, wobei ein Rad-Durchmesser von ca. 5,8 cm genutzt wird, der klassischen Bassdrum-Pedalen (z. B. Gretsch Floating Action, Camco, Tama Camco etc.) entspricht.
Die Verbindung zwischen Trittplatte und Antrieb erfolgt über ein Zugband mit „ballistischer Gurtfaser“. Klingt martialisch, ist es auch, denn das Material ist elastisch, dennoch reißfest und stammt aus der Schusswaffen- und Schutzwesten-Technik. Zum Zubehör des Pedals gehört für alle Sicherheitsfans noch ein zweiter Gurt – lobenswert! Der Gurt läuft auf dem Antriebsrad zudem noch auf einem Gummipolster. Wer hier Bedenken hat im Bezug auf die Ansprache, dem sei versichert, dass diese direkter und sensibler nicht sein kann – selbst ein extrem leichter Tipp auf die Trittplatte wird mit einer Schlägelbewegung quittiert. Das spricht allerdings auch für die hochwertigen und absolut spielfreien Lager der Hauptachse.
Die obere Aufnahme der Feder besitzt ein Gleitlager, das hier Reibungsverluste minimiert. Befestigt wird das Ganze in einem Schlitz an der Dreiecksaufnahme – gekontert wird mit einer selbstsichernden Mutter an der Hauptachse, so dass hier eine stufenlose Verstellung des Trittplattenwinkels möglich ist. Will man den Schlägelwinkel einstellen, so ist eine Inbus-Schraube zu lösen, und ein fein gezahnter Kranz wird freigegeben. Das Pedal bietet also die drei wichtigen Einstellmöglichkeiten Schlägel- und Trittplattenwinkel unabhängig voneinander und individuelle Federspannung. Schlicht, einfach, effizient – mehr braucht man eigentlich nicht, um loszuspielen.
Heel/Toe-Technik
Dass diese Spieltechnik derzeit mal wieder in den Vordergrund rückt, ist unter anderem dem exzellenten Spiel von Jojo Mayer und dem neuen Perfect Balance Pedal von Sonor geschuldet. Prinzipiell geht es darum, die Ferse in das Spiel einzubeziehen, und Dreh- und Angelpunkt ist dabei das Fußgelenk. Eigentlich ganz simpel, oder? Nicht wirklich, denn das ist schon eine spezielle Technik, deren Bewegungsablauf jeder auch individuell für sich entdecken muss. Jojos Technik lässt sich dabei so beschreiben: Nach dem ersten Tritt mit den Zehen rutscht er leicht in das Pedal und schiebt die Ferse dabei nach unten auf die Trittplatte, die so den nächsten Schlag ausführt. Damit setzt er sehr schnelle Bassdrum-Beats äußerst komfortabel um.
Schlagzeuger wie z. B. Steve Gadd und Vinnie Colaiuta sowie auch Metal-Drummer wie Chris Adler und Dave MacKintosh machen sich diese Art Spieltechnik als weitere Ausdrucksform zunutze und gestalten diese dabei individuell. Wann das erste Mal diese Spieltechnik bewusst eingesetzt und gegebenenfalls gelehrt wurde, ist nur schwer zu sagen. Vermutlich wurde sie aber in Anlehnung an Techniken der Stepptänzer entwickelt.
Zusammenfalten auf Knopfdruck
So, nun kommt es! Bei all der Schlichtheit und dem Vintage-Charakter gibt es etwas, dass noch eins drauf setzt: Der Mechanismus zum Zusammenfalten! Eigentlich ganz schön, dass hier mal nicht ein markiges Kunstwort dafür geschaffen wurde. Jedenfalls lässt sich auf Knopfdruck im unteren Bereich die Säule umklappen und das Pedal auf eine Höhe von nur ca. 11 cm zusammenfalten, in die schicke mitgelieferte Tasche packen, und zwar ohne den Schlägel zu demontieren oder die eingestellte Federspannung zu verlieren. Wie das geht?
Einfach! Erst wird die Feder ausgehängt und der Bügel an einem Magneten an der Säule angeklippt, dann ein Knopf unten am Rahmen gedrückt, und die Säule klappt in Richtung Fersenteil, der Schlägel in die andere Richtung und liegt am Ende auf der Trittplattenspitze. Ach ja, Doppelfunktion der Gummidämpfung des Antriebsrades: Denn das liegt nun darauf auf der Trittplatte, die somit nicht verkratzt. Und bei dieser Aktion öffnet/schließt sich auch noch die Klemme für den Bassdrum-Spannreifen automatisch. Natürlich lässt sich die Klemmweite einstellen – von maximal ca. 1,5 cm bis minimal ca. 4 mm, damit kann das Pedal wohl mit allen am Markt befindlichen akustischen Bassdrums sowie den gängigen E-Drum-Pads verwendet werden. Mechanisch ist das Ganze einfach ausgezeichnet umgesetzt und dürfte auch den härtesten Anforderungen on the road standhalten.





