Test aus dem STICKS-Archiv

Test: Vic Firth American Classic Freestyle Sticks

Sticks mit Überlänge bzw. Übergröße gibt es schon sehr lange, auch im Programm von Vic Firth, z. B. bei einigen Signature-Modellen. Hinter dem Konzept der „Freestyle“-Sticks steckt allerdings wesentlich mehr als nur eine Überlänge eines konventionellen Stock-Modells.

| Axel Mikolajczak
Bild: Dieter Stork

Der Begriff „Freestyle“ stammt wie auch das „Longboard“ aus dem Skater-Jargon und ist tatsächlich kein Marketing-Gag sondern hat hier durchaus seine Berechtigung. Da gibt es tatsächlich einige Gemeinsamkeiten, denn wie bei einem Longboard bieten auch die „Freestyle“-Sticks einen erweiterten Bereich für die Variation des Drehpunkts und somit der Gewichtsverlagerung. Damit es aufgrund der Verlängerung nicht zu einer lediglich allgemeinen Gewichtsverlagerung der Sticks „nach vorne“ zur Stockspitze kommt, hat man allerdings auch einige andere Details der „Freestyle“-Sticks im Vergleich zu den konventionellen Sticks der „American Classic“-Serie vorgenommen, wie z. B. einen verlängerten Schaftverlauf sowie ovale „Hybrid Tips“ statt der bestens bekannten „Teardrop“-Stockspitzen. Durch all diese Maßnahmen wird es möglich, den Bereich des so genannten „Sweet Spot“ für den Hebel- bzw. Drehpunkt des Sticks deutlich zu erweitern, so dass man – je nachdem, ob weiter vorn oder weiter hinten gegriffen – noch mehr Möglichkeiten bei der Variation der Spielweise und zur Klangformung hat.

Technisches

Wie die „American Classic“-Sticks werden auch die „Freestyle“-Sticks aus selektiertem, amerikanischem Hickory gefertigt und werden wie alle Vic-Firth-Sticks nach Gewicht und Tonhöhe ihres Eigenklangs paarweise aufeinander abgestimmt. Unsere Testmodelle zeigten sich in gewohnt guter Qualität verarbeitet. Die nur leichte Lackierung ergibt ein gutes und sicheres Griffgefühl. Die Gewichtsunterschiede lagen bei zwei Paaren gerade mal bei knapp einem Gramm, die drei weiteren Paare wiesen noch geringere bis nahezu gar keine Differenzen auf. Bei allen „Freestyle“-Sticks ist natürlich eine teils deutlich spürbare Gewichtszunahme im Vergleich zu den „American Classic“-Modellen zu verzeichnen. Das Gewichtsspektrum unserer Testmodelle liegt zwischen 48 Gramm (7A) bis fast 10 Gramm mehr (57,5 Gramm des 5B).

Während z. B. die 7A-Modelle beider Serien den gleichen Durchmesser haben, ist hier der „Freestyle“-Stick immerhin um 1,5" verlängert, mit einem deutlich verlängerten Schaftverlauf. Bei den 85A- und 5A-Modellen haben wir einen um 0,1 mm stärkeren Stick und bei den 55A- und 5B-Modellen sind es 0,2 mm Unterschied in der Stärke. Diese vier „Freestyle“-Stockmodelle sind um exakt 1" verlängert.

Auch hier finden wir bei den „Freestyle“-Modellen einen verlängerten Schaftverlauf, dessen Länge allerdings ein wenig kürzer ausfällt als beim „Freestyle“ 7A-Modell. Die sogenannten „Hybrid Tips“ mit ihrer ovalen Form sind marginal schlanker und kürzer als die konventionellen Stockspitzen der vergleichbaren „American Classic“-Stockmodelle.

Im Spieleinsatz

Wer es gewohnt ist, z. B. einen leichten 7AStick zu spielen wird sich beim 7A-Freestyle-Modell umgewöhnen müssen. Wer einen 5A-Stick favorisiert, könnte z. B. auf einen 85A-Freestyle wechseln, 55ASpieler auf einen 5A-Freestyle. Da es hier allerdings auch zu Schwankungen in der allgemeinen Gewichtsklassifizierung kommen kann (es gibt auch mal recht schwere 7A-Sticks oder eher leichte 5A-Sticks), ist die lediglich als generelle Faustregel zu verstehen, von der es in der Praxis durchaus auch mal eine Ausnahme geben könnte. Gewöhnen muss man sich auch an das Spielgefühl mit einem längeren Stick. Danach fällt es dann auch leicht, die neuen spieltechnischen Möglichkeiten der „Freestyle“-Sticks zu erforschen.

Drummer, die schon mal von einem Bassdrum-Pedal mit konventioneller Trittplatte zu einem Longboard-Pedal gewechselt sind, dürften den Effekt kennen, der sich durch den erweiterten „Sweet Spot“-Bereich ergibt. Durch Verschieben des Hebelpunkts ergeben sich u. a. dynamisch weiter gefasste Möglichkeiten, indem man den Stick weiter vorn (leiseres Spiel, kontrollierter Rebound) oder weiter hinten greift (lauteres Spiel, peitschenähnlicher Attack). Das ist selbstverständlich auch mit konventionellen Sticks möglich, aber längst nicht so einfach zu erreichen wie mit den neuen „Freestyle“-Modellen.

Der Autor dieser Zeilen war zunächst auch etwas skeptisch, doch war es leicht, ein passendes Stockmodell zu finden, das sich sofort angenehm hinsichtlich Dimension und Gewicht anfühlte –in diesem Fall von 5A-Barrel- oder 5A-Hybrid-Sticks zum Freestyle-85AStick. Es dürfte fast allen Drummern recht leicht fallen, ihr persönliches „Freestyle“-Modell zu finden. Den Willen zu etwas Umgewöhnung vorausgesetzt, darf man sich über einiges mehr an spielerischen wie klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten freuen.

Die Modelle

7A Freestyle

Ein sehr guter Stick für leichte bzw. filigrane Spielweisen, Jazz, akustisch gespielte Musik. Die hier sehr deutliche Verlängerung ermöglicht vor allem große Variation des Rebound-Verhaltens. Das hier ebenfalls deutlich bemerkbare höhere Gewicht verleiht Rimshots und Rimclicks einen knackigeren und/oder fetteren Sound.

85A Freestyle

Dieser Stick bietet etwas mehr dynamische Möglichkeiten nach oben, deutlich mehr sogar als das konventionelle 85A-Modell. Auch mit diesem Stick lassen sich sattere und präsentere Rimshot- und Rimclick-Sounds erzielen. Sehr guter Stick für alles von akustisch gespielter Musik bis zu Pop/Rock Styles mittlerer Lautstärke.

5A Freestyle

Die etwas schwerere Variante des 85A lässt ebenfalls eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten zu, und mit diesem Stick kommen eventuell sogar 7A- bis 5B-Spieler zurecht. Ein echter „Allrounder“ mit dem sich ein sehr großer Dynamikbereich von Akustik/Jazz bis schon satten Rocksounds erzielen lässt.

55A Freestyle

Wir kommen nun in die eher rockigen Gefilde, doch auch mit diesen Sticks lässt sich durch den erweiterten Bereich auch ein eher leises Spiel realisieren oder eben auch mal richtig kräftig zulangen. Interessanterweise fühlen sich diese Sticks wie auch die 85A-Freestyle-Sticks zudem irgendwie „schnell“ an – das ist natürlich nur das subjektive Empfinden des Autors.

5B Freestyle

Das ist schon mal ein richtig satt in der Hand liegender Stick, vom gefühlten Gewicht her fast schon ein 2B-Modell. Und so wird man mit diesen Sticks auch alle Styles von Rock bis Metal und alle Gigs auf recht großen Bühnen auch ohne übermäßigen Krafteinsatz prima bedienen können – dieser Freestyler hilft durch den erweiterten Sweet Spot und den resultierenden spieltechnischen Möglichkeiten, kräftemäßig sehr effektiv zu spielen. Bestens für alle Styles und Situationen, in denen auch mal größere Lautstärken gefragt sind.

Im Vergleich zum konventionellen Stick-Modell der „American Classic“-Serie verfügt die „Freestyle“-Version über 17" Länge, einen längeren Schaftverlauf und ovale, sogenannte „Hybrid“-Stockspitzen.

Fazit

Das Konzept der Vic Firth „Freestyle“-Sticks überzeugt. Der erweiterte Sweet Spot des Griffbereichs lässt dynamisch größere Möglichkeiten durch weitere Verlagerungsoptionen des Hebelpunkts zu. Dies resultiert dann auch in weiteren klanglichen Optionen, die sich durch die besser anpassbaren Spielweisen ergeben. Voraussetzung ist ein wenig Umgewöhnung aufgrund der größeren Reichweite von 17" Stocklänge (vor allem beim 7A-Modell) sowie des insgesamt höheren Gewichts im Vergleich zu konventionellen Stockmodellen. Allein schon mit der doch überschaubaren Auswahl an aktuell nur fünf Modellen dürften allerding viele Drummer schon ihr passendes Paar von Freestylern finden können. Meine Empfehlung: Ausprobieren und sich überraschen lassen!

Facts Vic Firth American Classic Freestyle Sticks

Hersteller

Ludwig

Herkunftsland

USA

Serie

Vic Firth American Concept Freestyle

Modelle

7A, 85A, 5A, 55A, 5B

Holzart

Hickory

Vertrieb

M&T, Musik und Technik

Internet

vicfirth.zildjian.com

musikundtechnik.de

Preis (UvP)

Vic Firth American Concept Freestyle Sticks (Paar): € 11,90


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