elektronisches Schlagzeug

Was ist ein elektronisches Schlagzeug? Electronic Drums – kurz E-Drums – ist der gängige Begriff für jede Art von elektronischen Schlaginstrumenten. Seit seinen Anfängen in den 70er Jahren hat dieser Bereich enorme Wandel durchgemacht – dies betrifft nicht nur Produkte und Technologien, sondern auch die Akzeptanz durch Drummer und andere Musiker, Produzenten etc.

Bevor wir uns mit den Einzelheiten und Arten von elektronischen Schlagzeugen auseinander setzen, nehmen wir uns Zeit für eine kurze Reise durch die Geschichte!

Es war einmal ein elektronisches Schlagzeug…

Die ersten E-Drum-Systeme, wie z. B. die legendären „Syndrums“ oder die „Moog-Drum“, basierten auf einfacher analoger Synthese als Klangerzeugung, mit stimmbaren Oszillatoren, Hüllkurven, Rauschgeneratoren und LFOs – genauso wie die ersten analogen Synthesizer. In mancher Hinsicht waren sie sogar einigen modernen Systemen überlegen, vor allem aus kreativen Gesichtspunkten.

Diese ersten Systeme eines elektronischen Schlagzeugs ermöglichten experimentierfreudigen Schlagwerkern nicht nur das Nachahmen von Drum- und Percussion-Sounds, sondern auch das Erfinden ganz neuer Klänge. Es war damals sogar schon möglich, Tonhöhe und andere Parameter durch Anschlagstärke zu beeinflussen.

Zum Auslösen der Sounds dienten Vorreiter der heutigen Pads: relativ kleine, flache „Kessel“ mit Fellen, darunter Piezo-Tonabnehmer, die Impulse an die klangerzeugende Elektronik sendeten. Diese (analoge) Basis-Technologie wurde in den 80er Jahren weiter entwickelt, wobei der Trend, getrieben vor allem von Dave Simmons, eindeutig weg vom „Synthesizer für Schlagwerker“ und hin zum „Drumset-Gedanken“ verlief.

So kamen wir zum Simmons-Klassiker SDS V. Einige Hersteller folgten mit ähnlichen Systemen, denn der Markt schien angebissen zu haben. E-Drums wurden immer häufiger eingesetzt, jedoch meist als Effekt oder Ergänzung, bei Overdubs im Studio, aber auch immer häufiger live on stage, als Ergänzung des akustischen Drumsets oder von diesem getriggert.

Trotz einiger klanglicher und auch praktischer Vorteile gegenüber akustischen Drums wurde das elektronische Schlagzeug allerdings nur in wenigen Kreisen als ernst zu nehmende Alternative angesehen. Das Ganze wurde auch noch durch die steigende Qualität und Popularität der Drum-Computer verkompliziert – die Geschichte, Entwicklung und Auswirkungen von E-Drums und Drum-Maschinen sind eng miteinander verknüpft.

E-Drums blieben ziemlich lange bei analoger Synthese kleben – aus kreativer Sicht vielleicht vorteilhaft, aber nicht gerade „realistisch“. Die Pads – meistens zu hart, zu laut und schlecht spielbar – sowie beschränkte Dynamik stellten weitere Hürden dar. Die erste bedeutende Wende in der E-Drum Technologie wurde Mitte der 80er Jahre losgetreten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Samples oder digitale Klangerzeugung Besitzern der wenigen, noch sehr teuren Sampler bzw. der ersten digitalen Drum-Maschinen vorbehalten.

Letztere hatten bereits Einzug in den Studios gemacht und angefangen, professionellen Drummern das Leben zu erschweren. Simmons brachte mit dem SDS 7 das erste E-Drum-System mit digitaler Klangerzeugung auf den Markt, und Clavia Digital stellte das erste ddrum vor, eine kleine Metallkiste mit Gummi-Pad oben drauf, Digital Percussion Plate (DPP1) genannt. Es spielte 8-bit Samples ab und wies eine für damalige Verhältnisse enorme Klangqualität und Dynamik auf.

Innerhalb eines Jahres hat Clavia nicht nur dieses Produkt verbessert, unter anderem durch einen Sound Cartridge-Schacht, sondern auch Pads mit echten Fellen und Spannreifen sowie ein erweiterbares Modulsystem eingeführt. Und auch in Deutschland gab es eine interessante Entwicklung der Firma Jellinghaus mit der nur in sehr kleinen Stückzahlen gefertigten DPU (Digital Percussion Unit), die dann leider über legendären Kultstatus nicht hinauskam. Mit den neuen digitalen E-Drums konnten nun Samples auch von Drummern/Percussionisten gespielt werden!

Hiermit fing die ganze Geschichte an, auch für viele Skeptiker interessant zu werden, denn die digitale Klangerzeugung ermöglichte einen bisher unerreichten Realismus. Im Falle der ddrums wurde dies tatkräftig durch die neuen Pads unterstützt, die sich wesentlich besser, dynamischer und natürlicher spielen ließen als die „alten Bretter“. Andere Hersteller zogen nach, die Entwicklung in der Digitaltechnik beschleunigte sich. Nach der Einführung von MIDI dauerte es nicht lange, bis man Synthesizer, Sampler, Sequencer, Drum-Computer und elektronisches Schlagzeug miteinander sowie mit PCs verkoppeln konnte.

So wuchsen die Einsatzmöglichkeiten und damit das Interesse, die Akzeptanz und auch die Ansprüche an das elektronische Schlagzeug. E-Drums wurden erwachsener und flexibler, zum Teil auch komplexer. Das Treiben im digitalen Sektor brachte ein paar sehr interessante Systeme hervor, mit denen man seine Sounds selber sampeln und/oder sehr flexibel bearbeiten konnte, z. B. das Simmons SDX, fast schon eine komplette DAW (Digital Audio Workstation) für Drummer und 1988 seiner Zeit weit voraus. Oder etwas kleiner, aber doch recht fein, das Dynacord ADD-one.

Diese Systeme standen zwar in einigen Studios, waren aber anhand ihrer Preise und ihrer Komplexität eher die Spielzeuge der besser betuchten Keyboarder und Produzenten als „E-Drums für Drummer“. Etwas anders das elektronische Schlagzeug ddrum 3, das auch enorme Flexibilität aufwies, aber in typischer Clavia-Manier schon etwas drummerorientierter war, ebenso das Dynacord Add-two. Clavia ging mit dem Nachfolger ddrum4 noch einfachere Wege.

Mit der Zeit erkannten die Hersteller, dass sie ihre E-Drum-Produkte einerseits der neuen Art des Musikmachens, andererseits aber den Drummern – und ihren Geldbeuteln – besser anpassen mussten. In den späten 80er Jahren präsentierte Roland mit dem Octapad den ersten reinen MIDI-Controller für Percussionisten mit acht integrierten Pads.

Andere Hersteller brachten kompakte Drumsound-Module, MIDI-/Trigger-Interfaces etc. heraus, darunter drumKAT mit einem Multipad-Controller, der sich schnell als weltweiter Studiostandard etablieren konnte. In den frühen Neunziger Jahren führte Roland das SPD-11 ein, praktisch ein Octapad mit integrierten Sounds und Effekten. 1997 überraschte Roland dann wieder mit dem TD-10 V-Drum-System, das zwar wieder eindeutig in Richtung „Drumset“ ging, aber einige deutliche Fortschritte bezüglich Realismus, Dynamik und Spielgefühl (Pads mit MESH-Heads!) sowie Klangformungsmöglichkeiten aufwies und schon ins „Modeling“-Spielfeld eintauchte.

Anfang des neuen Jahrtausends standen mit Rolands TD-10/TDW-1 und Yamahas DTXtreme sehr interessante High-End-Produkte den Drummern zur Verfügung, ebenso aber auch mit Systemen wie Rolands TD-6 und Yamahas DTXpress sehr leistungsstarke Systeme. Was sich seitdem in der Entwicklung des elektronischen Schlagzeugs getan hat, kannst du hier nachlesen!

Wer E-Drums spielt wird deren Vorteil schätzen, dass man mit ihnen prima zu Hause unterm Kopfhörer üben kann, ohne dabei die Nerven der Nachbarn über Gebühr zu strapazieren. Möchte man hingegen einmal gehört werden, um etwa zusammen mit einer Band zu spielen, braucht man dann doch Lautsprecher plus Verstärker.

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