Pearl Drums
Die Geschichte von Pearl Drums – bzw. der Pearl Musical Instrument Company – beginnt im Jahre 1946 in Japan. In Tokyo gründete Katsumi Yanagisawa das Unternehmen als Pearl Industry Ltd.. Auf nur knapp 30 Quadratmetern Produktionsfläche entstand zunächst eine Fertigung für Notenständer. 1950 begann Pearl mit der Fertigung von Drums in Handarbeit.
Mitte der Fünfziger Jahre konnte Pearl Drums wichtige Verkaufserfolge in Japan erzielen, und die mittlerweile auf den Einsatz von Maschinen orientierte Fertigung erlaubte auch Verkäufe als OEM-Produkte nach Amerika. Mit Katsumis Sohn Mitsuo Yanagisawa trat gegen Ende der Fünfziger Jahre ein ausgebildeter Ingenieur Pearl Drums bei, der auch einen neuen Fokus auf das Verständnis der Firma legte. So setzte er den Ausstieg aus der OEMProduktion durch und baute darauf, unter dem Namen Pearl qualitativ hochwertige Produkte zu einem fairen Preis anzubieten: Eine Philosophie, die noch heute ihre Gültigkeit hat.
Nach nur vier Jahren konnte 1961 in Chiba in einer neuen Fabrik die Produktion aufgenommen werden, ein Jahr später wurde Mitsuo Yanagisawa Vorsitzender und Geschäftsführer der Pearl Musical Instrument Company. Die erste professionelle Drum-Serie von Pearl Drums wurde unter dem Namen „Pearl President“ Mitte der Sechziger Jahre vorgestellt.
Mit Beginn der Siebziger Jahre startete der weltweite Export von Pearl Drums, und 1973 wurde in Taichung die erste Schlagzeugfabrik auf taiwanesischem Boden eingeweiht. Der Standort für die neue Fabrik wurde die „Export Processing Zone“ – vergleichbar mit der Freihandelszone in einem Hafen, allerdings werden hier Güter nicht nur gehandelt, sondern für den Export hergestellt. Das Management und die Entwicklungsabteilung bleiben aber nach wie vor in Japan stationiert, und die Kontrolle über das Unternehmen Pearl bleibt weiterhin in den Händen der Gründerfamilie Yanagisawa.
Die durch Mitsuo entwickelte Philosophie aus den Sechziger Jahren etablierte sich in den Siebzigern mit größeren Erfolgen. Interessante Produkte aus dieser Zeit bei Pearl Drums waren unter anderem, die auf der Kesselinnenseite mit einer Polyesterharz versiegelte „Fibre Wood“-Drums der „Professional“-Serie, welche mit einem besonders prägnanten Attack-Verhalten überzeugte; diese Serie wurde bis zu Beginn der Achtziger Jahre produziert. Bis etwa Mitte der Siebziger Jahre wurden die meisten Kessel der Pearl Drums aus neun Lagen gefertigt, dabei kamen verschiedenste Hölzer zum Einsatz. Für eine kurze Zeit wurden auch eine „Concert Tom“-Serie aus Fiberglas und die „Crystalite“-Serie aus Plexiglas gefertigt.
Gegen Ende der Siebziger Jahre expandierte die Pearl Musical Instrument Company und richtete mit Pearl International Inc. in den USA (Nashville, Tennessee) und Pearl Music Ltd. (London) zwei große Vertriebe ein. In den Achtziger Jahren kristallisiert sich das eigene Profil von Pearl Drums als renommierter Hersteller noch stärker heraus. Mit der Einführung der „Export“-Serie gelingt es, für die kommenden Jahre einen Millionseller für den Einsteigerbereich zu etablieren, der konsequent die Firmenphilosophie der Sechziger Jahre auf den Punkt bringt. Gleichzeitig zeigt Pearl großes Know-how in den „Professional“-Serien. Hier werden mit der BLX- und der GLX-Serie zwei „State of the Art“-Drum-Linien mit den für die Schlagzeugherstellung klassischen Klanghölzern Birke und Ahorn angeboten.
Innovativ zeigt man sich bei Pearl Drums durch die Einführung des „Free Floating“-Snaredrum-Systems“, das mit seinem eigenständigen Klangverhalten bis heute Aktualität beweist. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Endorseren dieser Zeit brachte allerdings weitere innovative Produkte hervor. So entwickelte Drummer Jeff Porcaro zusammen mit seinem Drum-Tech Paul Jamieson ein Drum-Rack, das Ende 1983 als Pearl DR-1 vorgestellt wurde und noch heute die Basis für weitere Entwicklungen darstellt.
Im Jahre 1989 wurde dann in den USA die Pearl US Headquarters etabliert, Land wurde gekauft und es entstand ein riesiges Lager mit angeschlossenem Büro- und Schulungskomplex, ausgestattet mit modernster Technik. Ein Jahr später wurden diese Firma dann in Pearl Corporation umbenannt, gleichzeitig wechselte in England der Name zu Pearl UK. In Deutschland wurde mittlerweile der Vertrieb für Pearl Drums erfolgreich von M&T Marburg geführt.
Im Oberklassebereich wurden die Pearl MLX (lackierte, sechslagige Ahornkessel) und BLX (lackierte, sechslagige Birkenkessel) Serien zu echten Drum-Klassikern. Ein kurzer Ausflug, aus beiden Klanghölzern massivere Kessel mit acht bis zehn Lagen zu bauen, bescherte der Schlagzeugwelt die CZX-Serie. Dem allgemeinen Trend folgend wurden natürlich auch innerhalb dieser Serien dann verschiedene Kesseldimensionen für Toms angeboten.
Die „World“-Serie deckte bei Pearl Drums den Bereich zwischen „Export“-Serie und den Top-Linien ab. Diese aus Birke und Philippine Mahogany gefertigten Drums waren mit lackierter (WLX) oder mit Folie bezogener Oberfläche (WX) erhältlich. Eine andere Richtung im Hinblick auf den Kesselbau schlug Pearl mit der Einführung der „Masters“-Serie 1993 ein. Zwar bleib man den Klanghölzern Birke (MBX) und Ahorn (MMX) treu, setzte aber auf ca. 5 mm dünne, vierlagige Kessel mit eingeleimten Verstärkungsringen. Unter „Masters Extra“ wurden dann – bei identischen Beschlagteilen, Lackierungen und Tom-Haltern – konventionelle Kessel mit sechs Lagen aus Ahorn (CMX) und Birke (CBX) angeboten. In Sachen Hardware sorgte das alternative Tom-Aufhängungsystem „I.S.S.“ (Intergrated Suspension System) für Furore, und die „Session“-Drum-Serien werden mit Kesseln aus sieben Lagen Maple/Mahogany erfolgreich ins Rennen geschickt.
Mitte der Neunziger Jahre feiert Pearl nicht nur den fünfzigsten Geburtstag, sondern etabliert in der „Masters“-Serie die MHX-Drums (mit hochwertigen Mahagoni-Kesseln) und erweitert diese um eine weitere klangliche Nuance. Renommierter Endorser für diese Serie mit dünnem Mahogany-Kessel ist Omar Hakim; zudem lassen sich für die neuen Drumsounds einige weitere Endorser wie beispielsweise Chad Smith und Dennis Chambers gewinnen. Aus dieser Zusammenarbeit entsteht die Pearl „Signature Snaredrum“-Linie, die aktuell durch Signature-Instrumente von Tico Torres (Bon Jovi), Ian Paice (Deep Purple) und Eric Singer (Kiss) erweitert wurde.
Für einige Zeit sind in der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre zwar keine Kessel aus Birke mehr erhältlich, doch mit der „Masters Studio“ BRX-Serie ergänzte Pearl das „Masters“-Programm schon bald wieder mit Kesseln aus Birkenholz. Diese Drums haben Kessel aus sechs Lagen Birke, die „Masters Custom“-Serie bietet mit den MRX-Drums den klassischen Kessel aus sechs Lagen Ahorn, und nach wie vor als MMX-Linie den dünnen, vierlagigen Ahorn-Kessel mit Verstärkungsringen. Auch die „Masters Mahogany Classic“ MHX-Serie ist weiterhin Bestandteil des Programms, und mit den „Masterworks“-Drums leistet sich Pearl Drums ein eigenes echtes „Custom“-Konzept, bei dem der Kunde in weiten Rahmenbedingungen der Fertigungstechnologie sein eigenes Drumset entwerfen kann, das dann von Pearl für ihn ganz individuell angefertigt wird. Im Bereich der Hardware präsentiert sich Pearl mit den „Eliminator“-Bassdrum-Pedalen und dazugehörender Hi-Hat-Maschine wieder als äußerst innovativ. Hier kann die Art der Kraftübertragung mittels vier verschiedener Einsätze für die Antriebsrolle von Exzenterantrieb auf lineare Antriebsform umgestellt werden. Im Jahre 2000 erfolgte die Inbetriebnahme einer weiteren Schlagzeug-Fabrik außerhalb der „Export Processing Zone“.
Heutzutage versteht sich Pearl Drums als „Total Percussion Manufacturing Company“, da insgesamt ein umfangreiches Programm aus Combo-, Marching-, Concertund auch Percussion-Instrumenten (Pearl Percussion) hergestellt wird. Und Gültigkeit hat auch nach wie vor die Philosophie aus den Sechziger Jahren, gut klingende Instrumente zu fairen Preisen anzubieten. Durch ein gut strukturiertes, weltweites Vertriebsnetz schafft Pearl Drums eine sehr gute Verfügbarkeit des Programms an Instrumenten, was bekanntlich auch zur Zufriedenheit von Kunden beiträgt und ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Firmen-Philosophie ist. Die Pearl Musical Instrument Company wird auch heute noch von der Familie Yanagisawa geführt und ist in der Majorität in deren Besitz.
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