Bongos sind potente Groove-Instrumente, deren akzentuierte Beats und klare Sounds in einem weiten Spektrum unterschiedlicher Styles für musikalische Power sorgen. Bongos sind stilübergreifend einsetzbar und bieten die Möglichkeit, Grooves mit rhythmischer Exklusivität zu veredeln.
Bongopaar von Latin Percussion: Links Macho-. rechts Hembra-Trommel
»Macho« und »Hembra«
Doch das alles steht und fällt nicht nur mit den richtigen Rhythmen und Spieltechniken, sondern vor allem auch mit den richtigen Sounds. Bongos stimmen ist daher ein Muss! Die Percussion Instrumente leben von einem durchsetzungsstarken, trockenen und besonders knackigen Klangcharakter.
Gerade die „Macho“ (das ist die kleinere Trommel des Pärchens) sollte eine nahezu glasklare Highpitch-Power zeigen. Gemeint ist damit eine äußerst stramme Fellspannung, mit der dieser extrem helle Fellklang erzielt werden kann. Die „Hembra“ hingegen (das ist die größere Trommel des Pärchens) braucht diese harte Fellspannung nicht. Sie lebt von einem dunkleren Open-Tone, der den Klangkontrast zur knackigen Macho bildet.
Macho und Hembra stehen sich spielerisch gegenüber. Hier kommunizieren nicht nur dunkle und helle Klangfarben, die beiden „ungleichen“ Trommeln ergänzen sich durch auch rhythmisch ineinander greifende Figuren. Und damit das alles auch gut klingt, müssen die Bongos richtig gestimmt werden.
Das sogenannte Tuning ist keine Wissenschaft, aber zu beachten sind beim Bongostimmen ein paar grundlegende Dinge!
Das obenstehende Bild zeigt die Komponenten des Spannsystems. Es ist durchaus ratsam, eine Bongo auch mal auseinander zu schrauben. Auf diese Weise lernt man, wie alles funktioniert und wie die Einzelteile des Systems ineinandergreifen.
Die meisten Bongos verfügen über Naturhäute als Felle. Diese reagieren auf Feuchtigkeit und schwankende Temperaturen. Eine gleichbleibend und immerwährend konstante Fellstimmung ist also nicht gewährleistet. Deshalb müssen die Felle vor jedem Spieleinsatz in die richtige Spannung/Stimmung versetzt werden (und nach dem Spieleinsatz sollte man sie entspannen; siehe weiter unten). Gerade bei neu erworbenen Bongos kann man nicht davon ausgehen, dass sie spielbereit aus dem Karton kommen. In der Regel befinden sich Bongos in einem neutralen »Medium-tuned«-Zustand.
Der Ton ist weder hoch noch tief. Die Referenz für »hoch« und »tief« ist natürlich individuell zu bewerten und auch von der Erfahrung abhängig. Aber richtig getunt, sollte man einen sehr kurzen, knackig trockenen Macho-Sound hören, der sich als prägnantes „Tick“ unter dem Finger-Beat entwickelt. Der Sound soll auch nicht hohl sein oder durch eine längere Fellschwingung entstehen. Ein zu schwach gespanntes Bongofell (Macho) kann man aber auch mit dem bloßen Auge erkennen. Drückt man nämlich mit den Fingern bzw. Daumen aufs Fell (Foto 2) und es gibt leicht nach, so ist dies ein Indikator dafür, dass hier gestimmt werden muss. Bei einer richtig gut klingenden Macho ist das Fell nahezu bretthart gespannt und gibt auf Fingerdruck kaum oder sogar gar nicht nach.
Bongos stimmen: Los geht‘s
Am besten legt man die Bongos kopfüber auf die Oberschenkel (Bild oben). Das schont zudem die Felle und ist besser geeignet als ein Tisch o. Ä. als Ablage. Man beginnt mit dem Spannen des Macho-Fells. Ihr knackig heller Ton gibt schließlich die Referenz für die größere und tiefer klingende Hembra, die folglich eines weniger hart gespannten Fells bedarf. Reihum bzw. wahlweise auch überkreuz werden die Spannmuttern der Macho mit dem passenden (!) Stimmschlüssel im gleichbleibendem Anspannmaß angezogen (Bild unten).
Da es lediglich vier Schrauben sind, fällt es nicht schwer, auf die Beibehaltung der Reihenfolge zu achten, um ein kontinuierliches und kontrolliertes Anspannen des Fells zu ermöglichen. Auf keinen Fall darf sich das Fell einseitig nach unten verschieben (schräg sitzende Bongo-Felle sind durch die extreme Zug-„Verspannung“ nur von kurzer Lebensdauer). Mit zunehmender Fellspannung wird nun das Anspannmaß auf einen geringen Bruchteil der Schraubenumdrehung reduziert. Vorsichtig muss man sich im Anspannen nun soweit nach oben wagen, bis das Fell auf Fingerdruck nicht mehr nachgibt.
Zwischendurch kann man immer mal überprüfen, wo sich die Macho klanglich bereits befindet. Also: Trommel kurz umdrehen und mit dem Zeigefinger kräftig anspielen. Klingt das Fell stumpf und matt, muss es noch weiter gespannt werden
Nach dem Spielen entspannen
Das ist wichtig, damit das Macho-Fell nicht der permanenten Zuglast ausgesetzt ist und sich das Gewebe mit der Zeit auseinanderzieht. Denn je nachdem, wo man das Instrument nach dem Auftritt/der Probe/dem Üben belässt (Tasche, Auto, Proberaum), ist das Fell dem Umgebungsklima ausgesetzt. Und je weniger Spannung auf der Naturhaut lastet, desto weniger wird auch die Lederstruktur belastet. Lässt man die Bongos mit hart gespanntem Fell zum Beispiel über Nacht versehentlich in der Nähe eines Heizkörpers liegen, so kann es durchaus passieren, dass man von einem bösen Knall aus dem Schlaf geschreckt wird. Die Wärme hat das Fell dann bis zur Extreme angespannt und dann bleibt nur noch die rasche Flucht zur Entspannung:
Das Fell reißt mit einem Knall durch. Also sollte man insbesondere der Macho Ruhe nach dem Spiel gönnen und das Fell kontrolliert entspannen. Wenige Umdrehungen der Stimmschrauben reichen dabei völlig aus. Der Ton sollte aber deutlich nach unten gehen und das Fell auf Fingerdruck leicht nachgeben.
Probleme beim Bongostimmen – Ursache und Lösung
Es kommt vor, dass sich insbesondere das Macho-Fell ab einem bestimmten Punkt/ Spannmaß nicht weiter stimmen lässt. Man setzt den Stimmschlüssel an und irgendwann nimmt die Schwergängigkeit zu, trotzdem die gewünschte Spannung immer noch nicht erreicht ist. Der Sound bleibt pappig. Gibt das Fell zudem auf Fingerdruck nach, dann ist hier wirklich ein Problemfall aufgetreten.
Auf keinen Fall soll man in dieser Situation Gewalt anwenden und den Stimmschlüssel mit erhöhter Hebelkraft bewegen. Dies könnte zu einer Überlastung der Gewinde führen. Sie können unter Umständen durchrutschen, und damit wäre die Mechanik gekillt. Sollte es also wirklich vorkommen, dass der manuelle (!) Kraftaufwand des Fellspannens mit einem regulären Stimmschlüssel nicht ausreicht, um dem Macho-Fell das knackig helle Klangbild zu verleihen, dann ist das zwar ärgerlich, aber noch nicht das Ende des Instruments. Keine Angst –weder Bongo-Kessel noch Fell sind defekt! Die Ursache der ganzen Problematik ist schnell gefunden, und der Grund dieser „Unstimmbarkeit“ ist auf das Fell selber zurückzuführen. Denn oft ist es so, dass die Fellstruktur im Schulterbereich – also dort, wo das Leder auf der Auflagekante des Kessels aufliegt – durch den starken Druck auf den Kesselrand komprimiert wird. (Foto 5).
Dieser permanente Druck auf ein und dieselbe Stelle kann sich in der Form auswirken, dass die Haut in diesem Bereich eine Art Vertiefung erfährt. Es bildet sich also eine Furche (quasi der Abdruck der Fellauflagekante), deren leichte Randerhebung dafür sorgt, dass sich das Fell beim Stimmvorgang nicht über den Kesselrand ziehen lässt. Sind die Fellauflagekanten der Kessel in Ordnung (rund, glatt), so liegt die Ursache der Stimmunwilligkeit in den Furchen des Fells. Diese wirken regelrecht wie Bremsen. Und da nutzt eben keine Stimmschlüsselgewalt.
Zaubermittel Vaseline
In solchen Fällen lässt sich ein Trick anwenden, und dazu bedarf es lediglich etwas „Schmierung“ (Foto 6). Petrolatum heißt das Zauberwort – nichts anderes als Vaseline, die in jedem Drogeriemarkt für ein paar Cent erhältlich ist. Jenes aus tierischen Fetten und auch für die menschliche Haut verträgliche Produkt (alkali- und säurefrei) wird in geringer Menge auf die Fellauflage und ebenso unters Fell im Bereich Fellkragen/Schulter gestrichen (Foto 7). Das Einschmieren sollte man nicht übertreiben. Es reichen ein paar erbsengroße Mengen, die man gleichförmig verteilt. Und auch nur im Bereich der Kontaktpunkte Fellkragen-Auflagekante! Zu viel Schmierung nämlich könnte die Obertöne absorbieren und den Sound unerwünscht beeinflussen.
Tipp: Ab und zu mal ein Tröpfchen Öl an den Gewinden/Mechaniken kann nicht schaden!
Für das Schmieren muss man die Bongos natürlich einmal auseinanderbauen. Doch der Aufwand lohnt sich, und nach der „Behandlung“ lassen sich die Felle „butterweich“ stimmen. Der geschmierte Sattel sorgt dafür, dass die Membran problemlos über die Furche rutscht. Ohne besonderen Kraftaufwand sollte es jetzt möglich sein, die Bongos und insbesondere das Macho-Fell (denn dies macht in der Regel die größten Probleme) in ein klangvolles High-Pitch-Tuning zu bringen.