Drum Tuning Basics

Workshop: Basismethode fürs Schlagzeugstimmen

Ein Schlagzeug zu stimmen erfordert wie das Trommeln selbst eine gewisse Übung. Prinzipiell ist ein gleichmäßiges Aufziehen und Spannen der Felle recht leicht zu erlernen – oder ist das doch nicht so einfach? In diesem Workshop zeigen wir dir, wie es geht!

| Ralf Mikolajczak

Bevor wir zum Schlagzeugstimmen kommen, sollten wir allerdings zunächst einmal die Voraussetzungen schaffen, dass der Stimmvorgang überhaupt Erfolg hat und zum Ziel des gewünschten Sounds führt.

Grundvoraussetzungen

Voraussetzungen, um optimal ein Schlagzeug zu stimmen, sindvor allem die technisch einwandfreie Beschaffenheit der Trommel und der Felle. Zunächst gilt es also, die einzelnen Komponenten der Trommel zu überprüfen.

Was ist zu beachten?

Trommelkessel
Der Kessel der Trommel sollte selbstverständlich rund sein, was sich einfach messen lässt: Die Distanz zwischen den jeweils gegenüberliegenden Stimmschrauben sollte immer gleich sein. Der Kessel muss den Fellen eine plane Auflagefläche bieten; dies lässt sich überprüfen, indem man den Kessel auf eine ebene Fläche stellt und eine Lampe in den Kessel hinein leuchten lässt. Es sollte kein Licht unter dem aufliegenden Kesselrand hindurch scheinen.

Eine Ausnahme bildet die Resonanzfellseite der Snaredrums aufgrund des eingearbeiteten Snarebeds. Kesselgratungen sind die feinen Ränder der Trommelkessel oben und unten. Die Kesselgratungen müssen unbeschädigt sein; sie sind als feine Kante in den Kesselrand eingefräst und sorgen für eine saubere Übertragung der Fellschwingung auf den Kessel. Fahrt zur Kontrolle mit der Fingerkuppe ohne Druck auszuüben (!), langsam und vorsichtig (!), entlang der Kesselgratungen.

In den Kesselrand eingearbeitetes Snarebed

Spannreifen
Auch dieser muss dem Fell eine plane Auflagefläche bieten und darf es nicht einklemmen. Auf eine plane Fläche aufgelegt, darf der Spannreifen nicht kippeln. Messt die Distanz zwischen je zwei gegenüberliegenden Stimmschraubenaufnahmen. Wie schon beim Trommelkessel sollte die Distanz zwischen allen jeweils gegenüberliegenden Stimmschraubenaufnahmen gleich sein.

Stimmschrauben und Böckchen
Hier sollte man überprüfen, ob die Stimmschrauben gerade sind und in den Hülsen der Stimmböckchen spielfrei und leichtgängig laufen. Dazu einfach die Schrauben (bei abmontierten Fellen und Spannreifen) in die Hülsen drehen und überprüfen, ob sie sich leichtgängig drehen lassen.

Felle
Mit ihrem Trägerreifen auf eine ebene Fläche gelegt dürfen sie nicht kippeln, sie müssen flach aufliegen. Überprüft außerdem, ob sie rund sind; dazu könnt ihr sie in die bereits überprüften Spannreifen legen. Aufschluss über ein gut gefertigtes Fell gibt auch eine Klangprobe: Balanciert das Fell an seinem Trägerreifen auf der Fingerkuppe und tippt dann leicht mit dem Finger der anderen Hand im Zentrum gegen das Fell. Gute Felle produzieren auch in diesem ungespannten Zustand bereits einen kurzen klingenden Ton, da sie gleichmäßig in ihrem Trägerreifen befestigt sind. Ist dies nicht der Fall, lässt sich das Stimmen nicht so einfach in die Tat umsetzen und der Stimmvorgang wird mehr Zeit erfordern.

Sind alle beteiligten Komponenten in einwandfreiem Zustand, dann steht einem guten Trommelklang höchstens noch eine unsaubere Stimmung der Felle im Wege.

Die Basismethode fürs Schlagzeugstimmen

Entscheidend für einen gleichmäßig (aus)klingenden Ton ist es, dass das Fell gleichmäßig gespannt und korrekt auf der Kesselgratung aufliegend aufgezogen wird. Kesselgratungen sind die feinen Ränder der Trommelkessel oben und unten.

Schritt 1: Fell auf Kesselgratung legen
Man nehme ein neues Fell und lege es auf die Trommel. Das auf der Gratung (= dem Kesselrand) ringsum gleichmäßig aufliegende Fell sollte sich nun auf der Trommel leicht drehen lassen. Es darf also nicht am Kessel klemmen. Auch sollte es möglichst nicht hin und her kippeln. Ist das so? Gut, weitermachen!

Schritt 2: Spannreifen auflegen und Stimmschrauben einsetzen
Der Spannreifen wird auf das Fell gelegt und die Stimmschrauben werden eingesetzt. Nun dreht man diese mit den Fingern und Gefühl soweit rein, bis sie mit dem Stimmschraubenkopf auf der Auflage am Spannreifen anliegen. Es sollte dabei, wenn möglich, immer an zwei gegenüberliegenden Schrauben gleichzeitig gedreht werden. Bei Trommeln mit 10 Stimmschrauben sind diese natürlich etwas versetzt zueinander, geht dabei dann reihum in einem gleichbleibenden Abstand vor.

Ab jetzt wird es wirklich wichtig, konzentriert und sorgfältig zu arbeiten! Da ja noch keine Spannung am Fell anliegt, kann es sich zwischen Spannreifen und Kessel noch etwas hin und her bewegen, und gerade deshalb ist es wichtig, genau zu arbeiten: Das Fell muss korrekt sitzen! Optisch könnt ihr hier als Kontrolle den Abstand von Fellkragen zum Spannreifen und zum Kesselrand betrachten – dieser sollte überall gleichmäßig sein. Alle Stimmschrauben sollten in den Aufnahmen am Spannreifen anliegen und nur „handwarm“ angezogen sein – also noch keine oder kaum Spannung ausüben.

Schritt 3: Langsames Spannen = Hochstimmen
Stimmt jetzt alle Schrauben langsam hoch, eine Viertel-Umdrehung pro Schraube bei jedem Durchgang reicht. In der Praxis haben sich bestimmte Stimmsequenzen bewährt, die bei korrekter Handhabung ein gleichmäßiges Stimmen gewährleisten. Nutzt sie!

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Bei diesem Vorgang kann die eine oder andere Stimmschraube durchaus einmal lockerer bleiben, es kann im Fell knacken –das ist alles kein Grund zur Panik. Die zu lockeren Schrauben könnt ihr einfach nach Gefühl nachziehen, ihr merkt ja, dass ein überwiegender Teil der Stimmschrauben nach jedem Stimmdurchgang einen bestimmten Widerstand bieten. Dieses Gefühl entwickelt und schult man übrigens durch regelmäßiges Üben.

Tipp
Benutzt zwei Stimmschlüssel an zwei gegenüberliegenden Stimmschrauben, um das exakte Schlagzeugstimmen zu erleichtern. So dreht ihr gleichmäßig an zwei Punkten, und das Fell kann sich auf diese Weise nicht durch ungelichmäßigen Andruck des Spannreifens verziehen.

Wenn das Fell eine gewisse Spannung erreicht, kann es zu dem erwähnten „Knacken“ kommen. Das ist nichts Schlimmes – das Fell passt sich mit steigender Spannung an die Trommeln bzw. deren Kesselränder an, und da die Folie meist in den Trägerreifen geklebt ist, muss sich auch hier das Material erst einmal setzen. Ihr werdet allerdings feststellen, dass dadurch das Fell partiell nachgibt und Schrauben wieder lockerer werden – auch hier gilt: einfach wieder nach Gefühl nachziehen. Es geht an dieser Stelle nur um eine Vorbereitung und noch nicht um exaktes Stimmen.

Noch ein Tipp: Man kann allerdings auch bei dieser Vorbereitung schon gut sein Ohr schulen: Einfach mal die Trommel in der Mitte anschlagen und dann an den nachzuziehenden Schrauben drehen. Hört und achtet darauf, wie sich dabei der Klang verändert.

Wenn das Fell nun nach ein paar kompletten Umdrehungen der Stimmschrauben eine gewisse Spannung erreicht hat, beginnt man mit dem Vordehnen: Dazu legt man die Hände in die Mitte der Trommeln und wie bei der Herzmassage übereinander. Nun übt man leichten Druck aus und dehnt das Fell vorsichtig. Achtung: Das geht nicht mit den dünnen Snaredrum-Resonanzfellen! Weil sie so extrem dünn sind, können sie dabei zerreißen!

Anschließend checkt man die Stimmschrauben, indem man sie nun wieder etwa eine Viertelumdrehung hoch stimmt. Hierbei merkt man schnell, welche Schrauben durch das Setzen des Fells lockerer geworden sind. Also: einfach wieder nachziehen! Wiederholt diesen Vorgang ein paar Mal, und ihr werdet merken, dass sich das Fell immer weniger verstimmt. Und dann könnt ihr mit der Feinstimmung beginnen.

Schlagzeug stimmen: Basismethode für die Feinstimmung

Schlagt nun an jeder Stimmschraube in einem Abstand von ca. 2,5 cm zum Fellrand/Spannreifen mit dem Stick an (noch besser: ein Mallet mit kleinem Filzkopf). Schlagt dabei auf keinen Fall zu hart, aber auch nicht zu zaghaft an! Hört euch an, wie hoch oder tief der Ton an allen Schrauben ist. Es geht auch jetzt noch nicht um den Wunsch-Klang, sondern nur um einen gleichmäßigen Klang. An einigen Schrauben sollte jedenfalls schon jetzt ein nahezu identischer Klang zu hören sein, und die nicht dazu passenden stimmt ihr entsprechend höher oder tiefer. Nun mal wieder vorsichtig dehnen und das Ergebnis checken; damit dann so lange weitermachen, bis das Fell eine gleichmäßige Stimmung hält.

Und jetzt kommt der »schwierige« Teil – nämlich der, zu entscheiden, welche Tonhöhe die Trommel haben soll! Das darf man durchaus aus dem Bauch heraus entscheiden, und man kann (und sollte) viel experimentieren. Ist euer Wunsch-Klang jetzt tiefer, dann lockert die Stimmschrauben nach der entsprechenden Stimmsequenz bei jedem Durchgang wieder um eine Viertel-Umdrehung. Ist euer Wunsch-Sound höher, dann zieht ihr alle Stimmschrauben nach der entsprechenden Stimmsequenz bei jedem Durchgang etwa eine Viertelumdrehung an. Nach jedem (!) Durchgang checkt ihr den Sound mit einem Anschlag im Zentrum der Trommel gemäß eurer persönlichen Spielweise in eurer durchschnittlichen Dynamik/Lautstärke jeweils kräftiger oder filigraner – nur so könnt ihr tatsächlich »euren« Sound beurteilen!

Hier noch ein Video-Workshop zum Drumtuning mit Tipps von Drummer Alex Vesper!

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